Nach dem 1. Weltkrieg mit seinen ungeheuren Opfern an Menschen galt es eigentlich als fast ausgeschlossen, dass es noch einmal in Europa zu einem solchen Blutvergiessen kommen wird. Zudem galt die französische Armee als stärkste innerhalb Europas und der Vertrag von Versailles gestattete dem Deutschen Reich nur eine Reichswehr mit einer Personalstärke von 100000 Mann. Nachdem durch den Vertrag von Locarno (1925) klar war, dass Frankreich das Rheinland nicht auf Dauer besetzt halten konnte und auch das Absinken der Kopfstärken des französischen Heeres infolge der "schwachen" Jahrgänge ernste Besorgnis hervorrief, machte man sich im französischen Generalstab Gedanken über den Schutz der Ostgrenze. Über die Frage, welche Wege man hierbei einschlagen sollte, entspann sich in der Armee ein Meinungsaustausch, an dem bald auch die Öffentlichkeit rege teilnahm. Am 05.12.1925 entschloss sich der Oberste Kriegsrat grundsätzlich für den Bau durchlaufender, ständiger Befestigungen, und zwar nahe der Landesgrenze, die der Vertrag von Versailles im Osten geschaffen hatte. Die neuen Befestigungen sollten unter der Bezeichnung "règions fortifièes" vorbereitete Festungskampffelder großen Ausmaßes werden.
Die weitere Ausarbeitung dieser Grundsätze wurden einem Sonderausschuss, der "Commission de dèfense des frontières", übertragen. Ihm gehörten außer dem Chef des Generalstabes der Armee u. a. auch die Inspekteure der einzelnen Waffen an. Die Ergebnisse dieser Studien wurden Anfang 1926 dem Obersten Kriegsrat vorgelegt und im Laufe des Jahres 1927 durch ihn geprüft und angenommen. Im September 1927 legte dann ein neuer Ausschuss, die "Commission d`organisation des règions fortifèes", die praktischen Richtlinien für Linienführung, Bauweise und Dringlichkeitsstufen fest. Damit konnten die Arbeiten im Gelände einsetzen. Da es sich um die ganze Ostgrenze handelte, musste auch die französisch-italienische Grenze in die Neubefestigung mit einbezogen werden.
Für den Ausbau sollte sich nach den "Richtlinien" in großen Zügen etwa folgendes Bild ergeben:
Die Linie der Befestigungen sollte mit ihren vordersten Teil beinahe überall unmittelbar an der Landesgrenze beginnen, die eigentliche Festungsfront dagegen im allgemeinen 4 bis 8 Kilometer von der Grenze entfernt liegen.
Der ständige Ausbau sollte nur das sehr starke Knochengerüst der Stellung bilden. Planmäßig war seine Ergänzung und Verdichtung durch Armierungsausbau festgelegt, der sich auf Werkzwischenräume, Vorfeld und Tiefengelände zu erstrecken hatte.
Die ständigen Befestigungen der Hauptkampflinie waren im allgemeinen nur für den Nahkampf vorgesehen. Das Feuer war fast durchweg auf flankierender Wirkung aus Scharten aufgebaut, aber doch so, dass ein durchlaufender Feuerriegel gewährleistet war. Frontales Feuer war fast nur aus den Panzerglocken möglich und hatte sich im allgemeinen auf Nahziele zu richten.
Durchlaufend waren Anlagen für die aktive und passive Abwehr von Panzerwagen zu schaffen.
Die freie Verbindung zu den Hilfsquellen des Hinterlandes war sicherzustellen. Das rückwärtige Straßen- und Bahnnetz sollte hierzu und zur schnellen Verschiebung taktischer Reserven mit ganz besonderer Sorgfalt ausgebaut werden.
Als Besatzung der ständigen Anlagen waren besondere, mit ihren Werken und dem umgebenden Gelände eng verwachsene Festungstruppen aufzustellen. Leben und verhältnismäßige Bequemlichkeit dieser Besatzungen sollten im Kampf wie in der Ruhe möglichst gesichert sein.
Im Jahre 1929 konnten die Vorarbeiten der CORF mit klaren Ergebnissen als abgeschlossen gelten. In den letzten Tagen des Jahres 1929 bewilligten Kammer und später der Senat die ersten 3,5 Milliarden Franc. Damit konnte der Ausbau Anfang 1930 beginnen. Die Bauzeit wurde auf vier Jahre festgesetzt, denn die Befestigung sollte im Jahre 1934, dem vorgesehenen Zeitpunkt für die Räumung des Rheinlandes, beendet sein. Unter Heranziehung großer Mengen an Arbeitern wurde die Bauzeit im großen und ganzen eingehalten; der Einbau der sehr vielseitigen maschinellen Einrichtungen zog sich allerdings noch einige Jahre weiter hin.
Im Jahre 1939 konnte der gesamte Ausbau im großen und ganzen als vollendet gelten, wenn auch naturgemäß noch hier und da nachträgliche Bauten einzufügen oder schwächere Stellen zu verdichten waren. Mobilmachungsmäßig durchgeführte Probebesetzungen der Maginot-Linie, die in den Jahren politischer Spannungen vorgenommen wurden, erbrachten gute Zeitergebnisse: in wenigen Stunden waren die Besatzungen vollzählig.
Insgesamt waren im ständigen Ausbau rd. 5800 Anlagen geschaffen. Im einzelnen waren es
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39 Werkgruppen, bestehend aus Kampfblocks und Eingangswerken |
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246 Zwischenwerke |
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52 Geschützkasematten |
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205 Nachrichtenstände |
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3216 MG-Stände |
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472 Pak-Stände |
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936 Stände für Pak und MG |
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222 Einmann-Drehtürme |
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94 Beobachtungsstände |
Infanteriewerk Eth-Jenlain |
Infanteriewerk Les Sarts |
Infanteriewerk Bersillies |
Infanteriewerk La Salmangne |
Infanteriewerk Boussois |
Infanteriewerk Thonelle |
Artilleriewerk Velosnes |
A3 Artilleriewerk Latiremont |
A4 Infanteriewerk Mauvais Bois |
A5 Infanteriewerk Bois du Four |
A6 Artilleriewerk Brehain |
A7 Infanteriewerk Aumetz |
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A20 Infanteriewerk Coucou |
A24 Infanteriewerk Bois de Bousse |
A26 Infanteriewerk Berenbach |
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A27 Infanteriewerk Bovenberg |
A28 Infanteriewerk Denting |
A29 Infanteriewerk Village de Coume |
A30 Infanteriewerk Coume - Anne xe Nord |
A31 Infanteriewerk Coume |
A32 Infanteriewerk Coume - Annexe Sud |
A33 Infanteriewerk Mottenberg |
A34 Infanteriewerk Kerfent |
A35 Infanteriewerk Bambesch |
A36 Infanteriewerk Einseling |
A37 Infanteriewerk Laudrefang |
A38 Infanteriewerk Teting |
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Letzter Stand: 06.08.2023