Scapa Flow

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Der folgende Text stammt aus der Marinedienstvorschrift M.Dv. 502: "Fremde Marinen England  - Flottenstützpunkte und Küstenbefestigungen - Scapa Flow" Oberkommando der Kriegsmarine; 3. Abteilung Seekriegsleitung 1940. Es handelt sich dabei um eine Ausarbeitung über die militärischen und wehrwichtigen Anlagen der britischen Heimatküste.

 

Die Orkney-Inseln

Die Orkney-Inseln sind von der schottischen Nordküste durch den wegen seiner starken Gezeitenströmungen bekannten 5½ sm (11 km) breiten Pentland Firth getrennt. Von den etwa 56 Inseln der Orkney-Gruppe, die sich in nord-südlicher Richtung in einer Länge von 84 km erstrecken, sind nur 29 bewohnt. Die Orkneys sind von sehr unregelmäßiger Gestalt und haben teils flache und sandige, teils steile und felsige Küsten und mäßige Berge. Die einzige wirklich gebirgige Insel ist Hoy, wo der Ward Hill of Hoy eine Höhe von 475 m erreicht. Auf der größten Insel der Orkney-Gruppe, Mainland oder Pomona, liegen die einzigen größeren Orte Kirkwall und Stromness.

Die Ausfuhrerzeugnisse der Inseln bilden Ackerbauprodukte, Vieh, Schweine, Whisky, eingesalzene Fische und Eier, eingeführt werden Kohlen, Kalk, Salz, Bauholz, Früchte und Kolonialwaren. Die Orkneys sind eines der großen schottischen Fischereigebiete auf Heringe, Kabeljau und Hummer.

Die nördlich von Stronsay und Westray Firth liegenden Inseln bezeichnet man mit Nordinseln, die südlich Mainland gelegenen mit Südinseln. Die Südinseln umschließen Scapa Flow, eine gut geschützte Bucht mit guten Häfen sowie zahlreichen Reeden mit vorzüglichen Ankerplätzen über Schlickgrund. Sie hat wenige Untiefen. Kein Seegang dringt von außerhalb in die Bucht, die Navigierung bereitet daher keine Schwierigkeiten.

Militärische Bedeutung

Scapa Flow verdankt seine Bedeutung als Flottenstützpunkt seiner günstigen strategischen Lage. Von diesem vom Feind weit abgesetzten Stützpunkt aus ließ sich im (1.) Weltkrieg die Fernblockade durchführen, der Handel mit Skandinavien sichern und gegen Angriffe auf die Ostküste Großbritanniens flankierend operieren.

Scapa Flow ist Stützpunkt schwerer und leichter Streitkräfte zur Durchführung der Nordseeblockade und zur Deckung des Verkehrsweges Schottland - Norwegen.

Küstenverteidigungsanlagen.

Der Schwerpunkt liegt auf den Inseln am Südausgang der Scapa Flow-Bucht. Die Anlagen sind größtenteils neuen Datums, ihr Ausbau ist noch nicht abgeschlossen. Gegenwärtig sind bekannt:

1. Batterien Hoxa Head.

Lage: Nordwestspitze der Insel South Ronaldsay, auf der Huk Hoxa Head. Drei Batterien zu je zwei leichten bis mittleren Geschützen, Hauptschussrichtung: SW. Hinter den Stellungen Leitstände und Stolleneingänge. Vor den Geschützstellungen vermutlich getarnte Scheinwerfer (Holzbuden).

2. Batterie Stanger Head.

Lage: Südostspitze der Insel Flotta, auf der Huk Stanger Head. Ausgedehnter Befestigungskomplex. Zwei Stellungsgruppen zu je zwei leichten bis mittleren Geschützen, Hauptschussrichtung SO und O. Auf der äußersten Spitze der Huk Stellung für schweres Geschütz in Bau (?). Vor den Geschützstellungen am Steilabfall 6 bis 8 Holzbuden, in denen Scheinwerfer vermutet werden.

3. Batterie auf Roan Head (Flotta).

Lage: Nordostzipfel der Insel Flotta, auf der Huk Roan Head. Stellungen für vier leichte bis mittlere Geschütze, vermutlich auch gegen Luftziele verwendbar. Hauptschussrichtung S0. Etwas landeinwärts Unterstand, an den von jeder Stellungsgruppe ein Verbindungsgraben führt.

4. Batterien auf der Insel Calf of Flotta.

Lage: Südwestseite der Insel. Zwei Batterien zu je 3 Geschützen in Erdstellung mit Hauptschussrichtung SW bzw. S. Wahrscheinlich Geschütze für Luft- und Seeziele zum Schutze der Ankerplätze und der Durchfahrt zwischen Calf of Flotta und Flotta. Vor den Batterien Grabensystem und Stollen.

5. Batterie bei Innan Neb.

Lage: Im Südwesten der Insel auf der Huk Innan Neb. Stellung für zwei Geschütze leichten bis mittleren Kalibers, vermutlich auch gegen Luftziele verwendbar. Hauptschussrichtung: SW, dahinter Unterstand durch Graben mit der Stellung verbunden. Etwa 250 m ostwärts der Batterie an einer Straße sieben Unterkunftsbaracken. Die Batterie dient zum Schutze der Sperre im Switha Sound.

6. Batterie bei Hack Ness.

Lage: Nordspitze der Insel, etwa 2½ km nordwestlich der Huk Hack Ness. Kleinere, nach der Kehle offenes Erdwerk mit Stellungen Für vier leichte bis mittlere Geschütze, dahinter Leitstand, Unterkunftsgebäude und Munitionsbunker. Die mit einer Mauer umgebene Batterie dient zum Schutze der Sperre im Switha Sound.

7. Batterie bei Clestran.

Lage: Südwestküste von Mainland am Clestran Sound, gegenüber der Insel Graemsay. Stellung für vier leichte bis mittlere Geschütze, etwa 300m landeinwärts von der Küste mit Hauptschussrichtung W. Mehrere Batteriegebäude.

8. Batterie The Ness.

Lage: ca. 1 km westlich der Huk The Ness, südlich Stromness. Im Oktober 1939 waren vier betonierte Plattformen, vermutlich Geschützunterbauten für mittlere Kaliber, von etwa 5 m im Geviert, sowie Leitstände in Bau. Kabelverlegung an diesen wurde beobachtet. Das Gebiet ist abgesperrt und wird "The Gunnery" genannt. Über den gegenwärtigen Zustand und Bewaffnung sind keine Angaben vorhanden, doch kann Fertigstellung mit Sicherheit angenommen werden. Eine auf der gegenüberliegenden Huk (Pt. of Oxan) der Insel Graemsay ostwärts des Leuchtfeuers gemeldete gleiche Anlage ließ sich bis jetzt nicht bestätigen.

9. Batterie bei Graemeshall.

Lage: Südost-Teil der Insel Mainland (Holm), etwa. 600 m ostwärts des Ortes Graemeshall, gegenüber der Insel Lamb Holm. Batteriestellung für fünf leichte bis mittlere Geschütze. Hauptschussrichtung SSW. Zwei Leitstände hinter den Stellungen. Vor der Batterie am Steilabfall zwei kleine Gebäude, vermutlich für Scheinwerfer. Die Anlage dient zum Schutze der Sperre im Holm Sound.

10. Batterie auf Deerness.

Lage: auf dem Südufer der Halbinsel Deerness am Ostufer der Newark Bay, hart nordwestlich des Ortes Newark. Stellung für vermutlich zwei mittlere Geschütze, möglicherweise Flak. Hauptschussrichtung S.

Bei der Bedeutung von Scapa Flow als Stützpunkt an der Pentland Durchfahrt ist mit weiteren ortsfesten Batterien im südlichen Teil der Orkneys zu rechnen. Als Aufstellungsorte dürften in erster Linie in Frage kommen: der Süden der Inseln Burray und South Ronaldsay sowie die Halbinsel South Walls auf Hoy, letztere nur Deckung der Pentland Passage; vielleicht auch - zu dem gleichen Zweck - die im Pentland Firth liegenden kleinen Inseln Swona und Stroma.

 Hoxa Battery

Holm Battery

 

Flak

I. Flakstellungen bei Lyness.

a) eine Batterie von vier schweren Flak durch Ringstraße verbunden, ca. 2 km nördlich Lyness westlich der Straße bei Rysa Lodge.

b) eine Batterie von vier schweren Flak durch Ringstraße verbunden, ca. 1½ km südllch Lyness, hart ostwärts der Straße Lyness - Crockness. Westlich der Straße Baracken und Unterkunftsgebäude, sowie sechs umwallte Munitionsbunker.

c) zwei Sandsackstellungen zwischen der Tankanlage und der Straße Crockness - Lyness, vermutlich für Fla-Maschinenwaffen.

II. Flak-Stellungen auf South Ronaldsay.

a) auf Hoxa Head hinter der südlichen Batterie vier Stellungen für vermutlich leichte bis mittlere Flak.

b) auf der Nordseite der Widewall Haven, ungefähr 1½ km nordostwärts des Hoxa Head-Feuers. Stellung für vier schwere Flak, dahinter Leitstand und Kommandogerät. Hauptschussrichtung O.

III. Flakstellungen auf dem SO-Teil der Insel Mainland.

a) Stellung für vier leichte bis mittlere Flak westlich des Ortes Howequoy.

b) Stellung wie a), 1200 m nördlich davon bei Hardbreck.

Bei dem Luftangriff am 1.4.40 wurde bei Roo Point auf der Nordseite von Scapa Flow (Westeinf'ahrt zur Scapa-Bucht) starke Flugabwehr beobachtet. Genaue Angaben über Lage, Kaliber und Anzahl der Batterien können gegenwärtig nicht gemacht werden. Die Angaben über die Flakverteidigung, Ziffer I bis III, stützen sich auf Beobachtungsergebnisse Ende 1939. Seitdem muss mit einer erheblichen Verstärkung der Luftabwehr in der Umgebung der militärischen Anlagen (Kriegsschiffankerplätze, Flugplätze, Tankanlage, FT.-Stationen) gerechnet werden. Starke Scheinwerfer sind bei sämtlichen Küstenverteidigungsanlagen - sowohl Sperrbatterien als auch Flak - zu erwarten.

 

Quelle: Marinedienstvorschrift M.Dv. 502: "Fremde Marinen England Band A - Flottenstützpunkte und Küstenbefestigungen- Scapa Flow" Oberkommando der Kriegsmarine; 3. Abteilung Seekriegsleitung 1938

Quelle: Marinedienstvorschrift M.Dv. 502: "Fremde Marinen England Band A - Flottenstützpunkte und Küstenbefestigungen- Scapa Flow" Oberkommando der Kriegsmarine;

3. Abteilung Seekriegsleitung 1938

 

Letzter Stand: 06.11.2016