Atlantikwall Niederlande

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Das zu verteidigende niederländische Gebiet bestand aus dem Wattenmeer, einer langen Dünenküste entlang den holländischen Provinzen und dem ausgedehnten Deltagebiet der Schelde im Süden. In dem mittleren Küstenabschnitt lagen mehrere große Häfen, die durch ein dichtes Verkehrsnetz aus Strassen, Eisenbahnlinien und Wasserwegen verbunden waren. Ihre relative Nähe zum Ruhrgebiet bewog daher die deutschen Militärbehörden die Häfen von Den Helder, Ymuiden (Amsterdam) und Hoek van Holland (Rotterdam) und die dazwischen liegenden Küstengebieten zu befestigen. Das im Norden gelegene Wattenmeer wurde nur minimal verstärkt, weil mögliche Ausschiffungshäfen fehlten und schwierige navigatorische Umstände herrschten. Im Jahre 1944 waren zwei Festungen (Ijmuiden, Hoek van Holland), ein Verteidigungsbereich (Den Helder) und 16 Stützpunktgruppen aufgestellt, die ziemlich regelmäßig entlang der holländischen Dünenküste und auf den Inseln des Deltagebiets verteilt wurden.

Da die niederländische Küste 1941 von der Priorität hinten rangierte, trug dazu bei, dass Küstenbatterien in diesem Gebiet zahlenmäßig nur schwach vorhanden waren. Erst in den Jahren 1943 und 1944 wurde dieser quantitative und qualitative Rückstand aufgeholt. Zur Zeit der Invasion der Alliierten waren jedoch beinahe alle Batterien verschartet und mit festungsmäßigen Verteidigungsanlagen verstärkt. Die einzige schwere Küstenbatterie (Batterie Rozenburg) im Bereich des niederländischen Atlantikwalls stand auf der Insel De Beer, südlich von Hoek van Holland. Die Batterie beherrschte mit den drei Geschützen des Schlachtschiffs Gneisenau die Mündung der Maas und damit den Zugang zum Hafen von Rotterdam. Alle anderen Hafeneingänge wurden durch vorwiegend mittelschwere Geschütze verteidigt. Eine große Anzahl an Flakbatterien entlang der niederländischen Küste diente zum einen der Verteidigung der drei Häfen und zum anderen bildeten sie den Anfang einer Flakkette um Deutschland.

Nach den Unterlagen der Wehrmacht sind 1.419 ständige Bauten im Gebiet der Niederlande errichtet worden. Weil sie zu dem erst spät gebaut wurden liegt ihnen meistens ein moderner Entwurf zugrunde. Der Anteil den die Kriegsmarine bauen ließ oder selbst baute war mit 30 Prozent relativ groß und wie immer sehr verschiedenartig. Erklärt wird dies damit, dass die Niederlande mit all ihren Wasserstrassen und Häfen ein potentielles Marinegebiet ist. Die Kriegsmarine baute in den holländischen Provinzen viele Regelbauten, die sonst im Atlantikwall kaum oder gar nicht verwendet wurden. Dazu gehörte ein Befehlsstand für den Führer der Schnellboote (V 149), Marinesignalstellen vom Typ V 214 für die Häfen Hoek van Holland und Ijmuiden und zwei Bunker des Typs M 219 für eine Turmbatterie unterhalb von Den Helder. Die bereitwillige Haltung der niederländischen Bauindustrie hat dazu beigetragen, dass die Verteidigungsmaßnahmen, auch die feldmäßigen, sehr umfassend waren und vor allem beispielhaft ausgeführt worden sind. Dies wird allein durch die hohe Anzahl an Strandhindernissen, Panzermauern und -gräben dokumentiert, was in Kontrast zu vergleichbaren Verteidigungsanlagen im südlichen Teil des Atlantikwalls steht. 

Die dichte Bebauung an den Küstengebieten, der Sicherung der Deiche und die traditionelle Ordnungsliebe der Niederländer haben dazu geführt, dass der größte Teil der deutschen Verteidigungsanlagen verschwunden ist. Nur um Den Helder, Ijmuiden, Katwijk und Hoek van Holland kann man noch mehr oder weniger intakte Bunker finden. Im Inland sind die meisten Panzermauern und Höckerlinien teils unbeschädigt erhalten geblieben.

Fortinsel Ijmuiden

Letzter Stand: 04.11.2016