Tschechoslowakei

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Die ehemalige Tschechoslowakei entstand nach dem ersten Weltkrieg aus den Resten des Österreichisch-Ungarischen Kaiserreiches. Seit Beginn ihrer Existenz litt die Tschechoslowakei unter innenpolitischen Spannung, da die Bevölkerung sich nicht einheitlich aus Tschechen zusammensetzte. Diese Verteilung der Volksgruppen, bestehend aus Tschechen, Deutschen, Slowaken, Ungarn und Polen, wirkte sich erschwerend auf die Landesverteidigung aus. Bildeten die innenpolitischen Zustände der Tschechoslowakei schon eine Gefahr für den jungen Staat, so war seine außenpolitische Lage noch schwieriger. Wie ein Keil schob er sich zwischen das ehemalige Deutsche Reich und Österreich.

Durch Militärbündnisse mit Südslawien (1920), Rumänien (1921) sowie Frankreich, England und Italien (1924) versuchte die Tschechoslowakei ihre Existenz zu sichern. Der im Januar 1934 zwischen dem Deutschen Reich und Polen für 10 Jahre abgeschlossene Nichtangriffspakt ließ die Gefahr auftauchen, dass sich Polen das ihm während seines Krieges mit der Sowjetunion 1920 von der Tschechoslowakei geraubte Olsa-Gebiet wieder holen würde. Nachdem im Deutschen Reich 1935 die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt wurde verschärfte sich die Lage. Durch ein Militärabkommen mit Frankreich und der Sowjetunion im Jahre 1935 versuchte man der Gefahr gegenzusteuern.

Die Tschechoslowakei hatte von der österreichisch-ungarischen Monarchie an ständigen Befestigungen nur die Festungen Theresienstadt, Josefstadt, Olmütz und Komorn übernommen. Diese Festungen besaßen jedoch keinen Kampfwert mehr. Es musste also eine neue Landebefestigung geschaffen werden. Die Frage, ob die Tschechoslowakei die hohen Kosten für die Neuschaffung der Landesbefestigung nicht lieber dazu verwenden solle, neue Divisionen aufzustellen, wurde vom Chef des tschechoslowakischen Generalstabes ablehnend beantwortet mit der Begründung, dass zur Aufstellung der neuen Divisionen der erforderlich Mannschaftsersatz nicht aufgebracht werden könne.

Ab 1934 wurden Genie-Gruppenkommandos aufgestellt, deren Aufgabe die Erkundung, Planung und Bau der Befestigungsbauten war. Da sehr wenig Erfahrung bei der Errichtung moderner Landesbefestigungen vorhanden war, fand auf französischen Vorschlag eine Belehrungsreise einer größeren Zahl von Genieoffizieren und einzelnen Offizieren der anderen Waffen durch die Anlagen der franz. Maginot-Linie statt. Jedoch reichte die Anzahl der zur Verfügung stehenden Offiziere nicht aus, so dass Frankreich wieder helfend einsprang und Ende 1934 eine Gruppe franz. Offiziere mit Festungsbauerfahrung zur Verfügung stellte. Die Mitarbeit dieser Offiziere erstreckte sich sowohl auf die Ausarbeitung der Entwürfe für einzelne Anlagen als auch auf die Festlegung der einzelnen Bauten im Gelände. Auch die Bauausführung durch tschechische Firmen wurde anfangs von diesen Offizieren überwacht, bis die tschechischen Techniker für den Festungsbau genügend angelernt waren.

Als Ergebnis dieser Arbeiten legte 1936 der Generalstab dem Obersten Staatsverteidigungsrat ein Programm für die Errichtung ständiger Befestigungen vor, das die Gesamtkosten auf 10 Milliarden Kronen und die Bauzeit auf 10 bis 15 Jahre veranschlagte.

An den mutmaßlichen Einbruchstellen des Feindes wurde die Schaffung zusammenhängender Festungsfronten vorgesehen, die eine gesicherte örtliche Verteidigung gewährleisten sollten, und zwar

  1. Die Festungsfront Mährisch Ostrau-Troppau-Freudenthal in Länge von 70km

  2. Die Festungsfront im Raum um Glatz vom Steinberg südwestlich Altstadt bis zum Mückenberg im Adlergebirge in Länge von 40km,

  3. Die Festungsfront Nachod-Trautenau in Länge von 80km

Daneben sollten Befestigungslinien geringerer Ausbaustärke gegenüber Polen und Ungarn errichtet werden.

Die Grundformen der in der franz. Maginot-Linie erbauten Befestigungen wurden zunächst unverändert als Muster für die tschechischen Befestigungen übernommen. Jedoch führte die Direktion der Befestigungsarbeiten allmählich verschiedene Verbesserungen der franz. Bauweise durch. Die neue verbesserte Bauweise wurde bereits bei den um die Glazer Senke herum gelagerten Werkgruppen Berghöhe, Baudenkoppe, Adamsberg und Herrenfeld angewendet, während die zuerst in Angriff genommenen Werkgruppe Hrabyner Berg nordwestlich Mähr. Ostrau nach franz. Muster ohne Verbesserungen geschaffen wurde.

Ende September 1938 waren von der schweren Befestigung im ganzen 256 Anlagen fertig betoniert. Der innere Ausbau dieser Werke war an keiner Stelle ganz fertig. Bei vielen Anlagen war er eben erst begonnen worden. Von der leichten Befestigung waren in den Jahren 1936 bis 1938 zusammen 8040 Anlagen ausbetoniert worden. Die Sudetenkrise und der Einmarsch der Wehrmacht verhinderten die Vollendung der tschechischen Landebefestigung.

Die Grundformen der tschechischen Landesbefestigung waren:

  1. MG-Schartenstände leichter Bauart mit Feuerwirkung nach der Front, Schutz gegen Gewehrfeuer und Granatsplitter. Kleinstwerke.

  2. MG-Schartenstände mittlerer Bauart, Feuerwirkung nach den Flanken, seltener nach der Front, Schutz gegen 10cm Kaliber.

  3. Selbständige Infanteriewerke (Einzelwerke), Schutz gegen 21cm Kaliber.

  4. Werkgruppen, bombensicher.

 

Letzter Stand: 07.11.2016