Griechenland

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Die Befestigungsanlagen Griechenlands reichen bis in das Altertum zurück. Mächtige alt-griechische, venezianische und türkische Bauten sowie Reste römischer Befestigungen spiegeln die über 3000 Jahre währenden, wechselvollen Kämpfe des Landes wieder.

Von der Art der altgriechischen Schutz- und Trutzburgen zeugen noch heute die Akropolis von Athen, die Kadmeia von Theben, Akrokorinth, Ithome bei Meffena und wohl als ältester Bau dieser Art die Akropolis von Mykene.

Abgesehen von diesen alten Befestigungen, die im Laufe vieler Jahrhunderte entstanden, umfasste die neuzeitliche griechische Landesbefestigung nur Küstenbefestigungen. Erst ab 1935/36 wurde in West-Thracien und Ost-Mazedonien mit dem Ausbau der Metaxas-Linie gegen Bulgarien begonnen und damit der Anfang zu einer neuzeitlichen Binnenlandbefestigung gemacht.

Bei den griechischen Küstenbefestigungen handelte es sich meist um offene Batterien oder Einzelgeschütze – in wenigen Fällen um Geschütze in Panzertürmen-, um Flakschutz und um Feldstellungen, wenn die Küste dem Gegner eine Landemöglichkeit bot. In einzelnen Hafengebieten waren außer Befestigungsanlagen Land- und Seeflughäfen, Minensperren usw. vorhanden. Der Schwerpunkt des Küstenschutzes lag in der Befestigung des Kriegshafens Athen-Piräus und des Golfes von Saloniki.

Die griechisch-albanische Grenze fand in dem Grammosgebirge und der Westpirotischen Hauptkette den besten natürlichen Schutz. Nach Angabe des griechischen Generalstabes waren daher in dem gebirgigen Gelände nordwestlich Janina, bei Kalibaki und auf den beherrschenden Hängen südlich des Kalamas-Flußes Kampfanlagen in Aussicht genommen. Bei diesen Planungen handelte es sich um den stellungsmäßigen Ausbau einer Kampflinie mit feldmäßigen Mitteln, in die betonierte Kampfstände einfachster Art eingestreut waren. Da diese Anlagen aus den ersten Anfängen nicht herausgekommen sind, lag der Kampfwert der Stellung mehr in der Stärke des Geländes als in dem Ausbau.

Die griechische Landesbefestigung im Jahre 1940

Quelle: "Denkschrift über die griechische Landesbefestigung" OKH Gen.St.d.H. 1942

Die gegen Bulgarien gerichtete Metaxas-Linie stellt sowohl hinsichtlich ihrer Ausdehnung wie nach ihrem militärischen Wert den Hauptbestandteil der griechischen Landesbefestigung dar und wird daher ausführlicher behandelt. Über die griechische Metaxas-Linie ist weitgehend nichts bekannt, da sie auch heute noch unter Militär-Verwaltung steht und das Gelände weitgehend Sperrgebiet ist. Deshalb gilt als einzige zuverlässige Quelle die "Denkschrift über die griechische Landesbefestigung", die der Pionier-Erkundungsstab Metaxas (Fest. Pi. Stab 30)  zusammengestellt hat und 1942 durch das OKH herausgegeben wurde. Aus diesem Werk sind folgenden Textpassagen, Bilder und Karten entnommen:

"Die gegen Bulgarien gerichtete Metaxas-Linie stellt sowohl hinsichtlich ihrer Ausdehnung wie nach ihrem militärischen Wert den Hauptbestandteil der griechischen Landesbefestigung dar und wird daher ausführlich behandelt. ...

... Das Verhältnis [Griechenlands] zu den Nachbarstaaten war unterschiedlich. Gegenüber Jugoslawien und der Türkei bestand der die gegenseitigen Grenzen verbürgende Balkanpakt von 1934, der aber ... ein gutes Verhältnis zu Bulgarien nicht aufkommen lassen konnte. War doch Bulgarien im zweiten Balkankrieg 1913 namentlich durch Griechen und Serben zum größten Teil um die Früchte des ersten Balkankrieges gebracht worden, den es 1912/13 zusammen mit Griechenland und Serbien gegen die Türkei geführt hatte. Der ihm 1913 verbliebene Ausgang zum Ägäischen Meer (Alexandrupolis) war dann durch den Weltkrieg auch noch an Griechenland verloren gegangen. ... Dieser an sich rein defensive Pakt stellte einen gewissen Schutz Griechenlands gegenüber Bulgarien dar. Da jedoch trotz des Balkanbundes und des griechisch-türkischen Freundschaftspaktes die militärpolitische Lage auf dem Balkan unsicher blieb und die griechische Regierung der Ansicht war, dass Bulgarien niemals auf die verlorenen Gebiete verzichten würde, fasste sie besondere militärische Maßnahmen zum Schutz der Grenze gegen Bulgarien ins Auge. Dieser Ausbau der Landebefestigung in Nord-Griechenland wurde im griechischen Generalstab nur "befestigte Stellung" genannt. Die Bezeichnung "Metaxas-Linie" ist von der Presse geprägt, als der damalige Ministerpräsident, General Metaxas, die Notwendigkeit einer befestigten Zone im Parlament vertrat, die Bewilligung der notwendigen Geldmittel forderte und zum Teil erreichte. An den Vorarbeiten der "Zentralen Befestigungskommission" war er nicht beteiligt.

... Die erste Aufgabe, welche die Metaxas-Linie erfüllen sollte, war die Sicherung der Mobilmachung und des Aufmarsches des griechischen Heeres, und zwar ausschließlich gegen Bulgarien. Diese erforderten - bei der geringen Bevölkerungsdichte, den großen Entfernungen (Peleponnes, Inseln) und dem Mangel an Verbindungen - erhebliche Zeit. Die erste Planung hierzu erfolgte 1935 durch den Generalstabschef Hazipides. Nach Ansicht des griechischen Generalstabes musste die Gesamtabwehrkraft der Metaxas-Linie ... so gestaltet werden, dass die Befestigungen den zu erwartenden Angriffsmitteln gewachsen waren. ... Nach Angabe des griechischen Generalstabes standen für den Ausbau der Metaxas-Linie - ohne Beschaffung von Waffen und Munition - in den Jahren 1936 bis 1940 insgesamt 1,2 Milliarden Drachmen zur Verfügung, ...

... Bei dem gebirgigen und vielfach unübersichtlichen Gelände war es erforderlich, das durch rasantes Feuer nicht beherrschte Gelände durch Steilfeuer zu erfassen. Dieses war grundsätzlich vorzusehen, wo der Feuerplan die Notwendigkeit hierzu ergab. Die zur Steigerung der Waffenwirkung angestrebte Beschaffung festungseigentümlicher Waffen - wie z. B. Maschinengranatwerfer usw. - und die Bemühungen um Vermehrung der Artillerie in den Werken waren ohne Erfolg. Stark betont ist, allerdings nicht in allen Werken, der Einsatz offener Kämpfer. Durch ihr "ungebundenes" Feuer sollte das festliegende Feuer der Kampfstände ergänzt, eine Feuerüberlagerung ohne weitere Massierung von Kampfanlagen erreicht und die Stände selbst geschützt werden.

... Zur Erzielung höchster Waffenwirkung wurde von den Griechen Wert auf gute Beobachtung, Nachrichtenübermittlung und Feuerbereitschaft gelegt. Im Verhältnis zur Zahl der Kampfstände ist eine ungewöhnlich hohe Zahl von Beobachtungsständen vorhanden, bis zu den einzelnen Zügen herunter; eine unmittelbare geschützte Beobachtung durch Sehrohre war anscheinend nicht geplant. Der Ausbau der Nachrichtenmittel blieb hinter der Planung zurück. Alarmeinrichtungen gab es nicht, geschweige denn Funkalarm. Darunter litt naturgemäß die Feuerbereitschaft. ... Die Sicherung gegen Steilfeuer und Stukabomben wurde vor allem in der Auflösung der Werke, in der Kleinheit der Ziele und der dadurch geringeren Treffbarkeit gesucht. Gegen Flachfeuer aus wirkungsvoller Entfernung war eine Sicherung allerdings bei dem völligen Fehlen von brauchbaren Panzern und dem dadurch bedingten hohen Aufzug nicht gegeben. Zusammen mit der Beschaffung festungseigentümlicher Waffen war die Lösung der Panzerfrage als vordringlich erkannt und mit allen Mitteln betrieben. Sie scheiterte jedoch an wirtschaftlichen Schwierigkeiten."

Letzter Stand: 07.11.2016