Kampf um Sperrgruppe Strymon

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Um einen Eindruck über die heftigen und verbissen geführten Kämpfe um die Metaxas-Linie zu geben, wird hier der Kampf um die Sperrgruppe Strymon wiedergegeben. Als Quelle der Kampfhandlungen dient die "Denkschrift über die griechische Landesbefestigung" OKH 1942, die mir sehr objektiv erscheint. Die Kämpfe werden hier ohne Propaganda und ungeschönt dargestellt:

"Der Rupel-Paß, so genannt nach dem Strymon-Durchbruch bei Klidi (türkisch Rupel), ist die älteste und Hauptverbindung von Bulgarien nach Nordgriechenland. Aufgabe der Sperrgruppe Strymon war es, einen Vorstoß durch diese Talenge in das Becken von Seres und weiter nach Saloniki, der West-Thracien und Ost-Mazedonien abgeschnitten hätte, zu verhindern.

Der Bedeutung dieser Verbindung entsprechend waren die Befestigungen nicht auf die Sperrung des Strymontles beschränkt, sondern man baute das Gebirge beiderseits in einer Frontbreite von insgesamt 25 km aus, um die den Paß beherrschenden Höhen behaupten zu können und zugleich eine Umgehung der örtlichen Sperren, z. B. über Achladochorion, auszuschließen. In dieser Frontausdehnung gewann die Sperrgruppe Anschluß an das Hochgebirgsmassiv des Ali Butus (2212 m) im Osten und an das sich über 2000 m erhebende Belasica-Gebirge im Westen.

Die Sperrgruppe Strymon

Quelle: "Denkschrift über die griechische Landesbefestigung" OKH Gen.St.d.H. 1942

Das XVIII. A.K. hat zum Angriff gegen die Sperrgruppe Strymon die 5. Geb.Div, und das verstärkte I.R. 125 angesetzt. Der Angriffsabschnitt der 5. Geb.Div. erstreckte sich über den Rupesko (einschl.) bis zur Werkgruppe Paljurjones (auschl.), während das verstärkte I.R. 125 beiderseits des Strymon gegen die Werkgruppen Paljurjones und Usita vorgehen sollten. Der Angriff erfolgte am 06.04.1941 um 05.20 Uhr.

Von der 5. Geb.Div. werden ohne wesentlichen Widerstand die Grenzhöhen genommen. Das verstärkte I.R. 125 überschreitet beiderseits des Strymon die Grenze, an der Bistrica nach kurzem Gefecht.

Nun löst sich der Angriff in Einzelkämpfe auf. Gegenüber dem Rupesko bleibt er im Feuer liegen; erst mit der Übergabe der Ost-Mazedonischen Armee am 10.4. werden auch die Stellungen am Rupesko übergeben.

Gegenüber Werk Popotlivica kommt der Angriff des I./G.I.R. 85, dem Teile 2./Pi. 695 zugewiesen sind, trotz gut liegenden Artilleriefeuers nicht vorwärts. Die wiederholten Stuka-Angriffe haben nach dem bei der 5. Geb.Div. vorliegenden Gefangenenbericht nicht den erhofften Erfolg. Mit geballten Ladungen vorgehende deutsche Stoßtrupps werden nach misslungenen Sprengungen durch Gegenstoß zurückgeworfen. Ein anderer Teil des Bataillons nimmt, in der Sultaniza-Schlucht vorgehend, am 6.4. die Feldbefestigungen auf der Sultaniza und greift von Süden her das Werk Popotlivica an, das an dieser Front noch nicht ausgebaut ist. Es gelingt hier den Stoßtrupps, die Werkoberfläche zu erreichen. Die Scharten der Stände werden durch herabgeworfene Steine und Erde versperrt und die Kampfanlagen mit Nebelkerzen, Benzin und Sprengladungen, die in die Hohlgänge geworfen werden, nacheinander niedergerungen. Am 09.04. – nach viertägigem Kampf – ist die Übergabe erzwungen.

Werk Popotlivica aus nordwestlicher Richtung vom Angreifer aus

Werk Istibei. Vorfeld nach Westen.

Werk Istibei. Stand M1, beschossen, Scharte zugeschüttet.

Werk Istibei. Stand M5, gesprengt, mit zugeschütteter Scharte.

Werk Istibei. Stand M14, gesprengt und zugeschüttet.

Werk Istibei. Stand B15, Scharte mit abgesprengten Teilen zugesetzt.

Das III./G.I.R. 85 greift, unterstützt von Pionieren und von Flak (8,8 cm), die zum Schartenbeschuß auf die Grenzhöhe geschafft werden, das Werk Istibei an. Das Artilleriefeuer und Stuka-Bomben liegen im Ziel, doch wird kein Stand getroffen. Die beiden Flak halten durch direkten Schartenbeschuß die Stände M1, MSch 2 und M3 im westlichen Teil des Werkes nieder, so dass zwischen den Ständen hindurch Gebirgsjäger und Pioniere auf die Höhe des Werkes gelangen können. Von oben werden dann mehrere Stände wie bei Popotlivica meist nach vorherigem Zuwerfen der Scharten durch Einwerfen von Nebelkerzen, Benzinkanistern und durch Sprengladungen niedergekämpft. Das vom Kommandanten des Werkes angeforderte eigene Artilleriefeuer auf die Werkoberfläche fügt dem Angreifer zwar größere Verluste zu, verhindert aber nicht, dass ein von den Griechen alsdann unternommener Gegenstoß von Osten auf die Werkoberfläche abgewiesen wird. So geht der Kampf Stand um Stand weiter. Der Grieche verteidigt sich mit unerwarteter Zähigkeit. Scheinbar niedergekämpfte, zugeschüttete und gesprengte Kampfstände leben wieder neu auf. Der Verteidiger schiebt durch Risse und Löcher zerschlagener Bauten neue Waffen und bekämpft sogar die zu direktem Schartenbeschuß eingesetzte Waffen des Angreifers. Nachdem die angesetzte Einzelanlage (M P B 13) vom Zugangsgraben aus durch Sprengung der Panzertüren und darauf folgende Vernebelung genommen ist, wird am 07.04. nach 31stündigem Kampf die Übergabe des Werkes erzwungen.

Plan des Werkes Istibei der Sperrgruppe Strymon

Quelle: "Denkschrift über die griechische Landesbefestigung" OKH Gen.St.d.H. 1942

Ähnlich wird der Angriff des III./G.I.R. 100 gegen das Werk Kelkaja durchgeführt. Der gut liegende Artilleriebschuß und Stuka-Einsatz setzen auch hier keinen Stand außer Gefecht. Durch Schartenbeschuß der heraufgebrachten Pak werden die nach Nordwesten und Norden gerichteten Stände niedergehalten, so dass es dem Angreifer gelingt, in den toten Raum unmittelbar vor den Ständen zu gelangen und sich einzugraben. Es wird dann ein Stand nach dem anderen, z. T. nach vorherigem Versperren der Scharten, mit Nebelkerzen und durch Sprengladungen genommen, zum Schluß das Eingangsbauwerk erobert und nach 24 Stunden die Übergabe des Werkes erreicht. Anschließend fällt nach gleichartigem Kampf das Werk Didimi.

Das Werk Arpaluki, dessen Flakstand durch einen schweren Treffer zerstört wurde, war von seiner Besatzung bereits am 07.04. kampflos geräumt, obwohl kein weiterer Stand kampfunfähig war. Teile des II./G.I.R. stoßen nun, in südlicher Richtung ausholend, gegen den Rücken des Werkes C der Werkgruppe Paljurjones vor, es kommt aber nicht mehr zum Angriff. Die übrigen Truppen erreichen am 08.04. mit den Spitzen die Strymon-Ebene bei Neo Petrici. Nur eine Kompanie des III./G.I.R. 100 hat noch ostwärts Petrici und bei der gesprengten Brücke ein größeres Gefecht mit der von ihr eingeholten Besatzung des Werkes Arpaluki.

Werk Kelkaja vom Angreifer aus gesehen.

Werk Kelkaja, Schützenmulden des Angreifers vor den Ständen.

Bei dem Angriff des verstärkten I.R. 125 gegen die Werkgruppen Paljurjones und Usita gelingt es nur einem Stoßtrupp, im Werk C der Werkgruppe Paljurjones eine Kampfanlage zu nehmen, die jedoch wieder geräumt werden muß. Am rechten Strymon-Ufer nimmt das I.G.I.R. 100 die Feldstellungen auf Höhe 140 und geht von hier zum Angriff gegen Paljurjones vor. Abgesehen von der Zerstörung einer weit vorgeschobenen Anlage scheitern – trotz viermaligem Stukaeinsatz – die mit außerordentlichem Schneid und unter großen Verlusten immer wieder vorgetragenen Angriffe in schwerstem frontalen und Schrägfeuer aller Werke restlos.

Plan der Werkgruppe Paljurjones der Sperrgruppe Strymon

Quelle: "Denkschrift über die griechische Landesbefestigung" OKH Gen.St.d.H. 1942

Am linken Strymon-Ufer gelangt das I./I.R. 125 unter dem Schutz des durch Beschießung und die Stukaangriffe entstandenen Rauches bis in die Höhe von Werk A der Werkgruppe Usita, nachdem es die Feldstellungen südostwärts Promachon eingenommen hat, bleibt aber hier im zusammengefassten feindlichen Feuer liegen. Seine Sturmgeschütze werden durch Pak und Artillerie niedergekämpft.

Ein Sturmbootunternehmen auf dem Strymon, das in das gesperrte Tal eindringen sollte, ist infolge der schlechten Stromverhältnisse und dem Sperrfeuer im Tal zum Scheitern verurteilt. Trotz guter Trefferlage der Artillerie und wiederholter Stukaangriffe ist in den Werkgruppen Paljurjones und Usita – mit Ausnahme der beiden Flakstände – keine Kampfanlage außer Gefecht gesetzt.

Nachdem das II. und folgend das III./I.R. 125 die Bistrica überschritten haben, arbeitet sich das II./I.R. 125 unter dem Schutz von planmäßig auf Usita, Höhe 350 und Karatas liegendem Vorbereitungsfeuer von Artillerie, Flak und Stuka an die feldmäßig stark ausgebaute, den rechten Flügel von Usita vorgelagerte Höhe 350 heran. Sie bildet den Schlüsselpunkt; ohne ihren Besitz ist sowohl ein Angriff auf Usita von Nordosten oder Osten her wie der geplante Durchbruch – südlich Usita vorbei – in Richtung Klidi unmöglich.

Feuerplan der Werkgruppe Paljurjones und Usita

Quelle: "Denkschrift über die griechische Landesbefestigung" OKH Gen.St.d.H. 1942

Der Angriff glückt. Der Gegner wird nach Südosten zurückgeworfen. Den Erfolg ausnutzend, erreicht das II./I.R. 125 trotz starken Feuers von der Werkgruppe Karatas die sich südlich Usita auf Klidi ziehenden Schluchten und stößt am 07.04. bis zur Höhe 520, nahe dem Südausgang des Rupel-Passes, durch. Die Höhe wird – gegen starke griechische Angriffe – bis zur Kapitulation der Ost-Mazedonischen Armee am 10.04. gehalten.

Nach Einnahme der Höhe 350 arbeitet sich das III./I.R. 125 zunächst unter geringer Feindwirkung bis an die Sturmausgangsstellung heran, wohin die Sturmgeschütze infolge Geländeschwierigkeiten jedoch nicht folgen können. Als 08.25 Uhr zwei Stoßgruppen, unterstützt durch s.MG-Zug und eine s.GrW-Gruppe sowie den Flammenwerfertrupp, zum Angriff auf Usita (Werk E) antreten, setzt das feindliche Abwehrfeuer schlagartig aus Front und linker Flanke ein und verhindert weiteres Vorstoßen.

09.45 Uhr erneuter Angriff. Beide Züge arbeiten sich unter feindlichem MG- und Artilleriefeuer bis auf Handgranatenwurfweite an die vordersten Kampfstände heran. Der Angriff bleibt infolge großer Verluste stecken. Sämtliche Flammenwerfer sind durch Feindwirkung ausgefallen, der Flammenwerferzug größtenteils aufgerieben, die Stoßzüge stark geschwächt. Trotz ununterbrochen starken Feuers aus Front und Flanke wird die erreichte Linie gehalten. Bis 18.00 Uhr erfolgt erneute Bereitstellung zur Fortsetzung des Angriffs mit Unterstützung der inzwischen eingetroffenen 4 Sturmgeschütze und 3 Pak (3,7 cm). Es werden angesetzt 2 Stoßzüge (11. Kp.) und 1 Stoßzug (13. Kp.).

Nach Artillerie- und Stukavorbereitung beginnt der 3. Angriff. Stukabomben fallen in die eigenen Stoßtrupps und verursachen starke Verluste. Der Angreifer wird unmittelbar nach dem Heraustreten aus der Bereitstellung durch stärkstes feindliches Artilleriefeuer zerschlagen. Das Bataillon richtet sich nun zur Verteidigung ein. Erst nach Einbruch der Dunkelheit werden die immer noch vor den feindlichen Drahthindernissen liegenden Teile der 10. Kp. zurückgezogen.

Am 07.04. Erkundung neuer Angriffsmöglichkeiten von Nordosten. Nachmittags setzt verstärktes feindliches Granatwerfer- und Artilleriefeuer ein, so dass Teile des Bataillons aus der Bereitstellung herausgezogen werden müssen.

Am 08.04. morgens trifft Befehl zu erneutem (4.) Angriff ein. Im alten Raum, am Hang südlich Höhe 350, werden wiederum 3 Stoßtrupps und 1 Pionierzug, und zur Unterstützung Sturmgeschütze, sämtliche schweren Waffen des Bataillons, 2 Züge 13./I.R. 125 und 1 Zug 14./I.R. 125 bereitgestellt. Als Vorbedingung für die Durchführung des Angriffs war laut Regimentsbefehl die Ausschaltung der Feindbatterie in der linken Flanke bei Karatas hingestellt, welche die vorhergegangenen Angriffe zerschlagen hatte. Nach abermaliger Einnahme der Sturmausgangsstellung setzt das Artillerievorbereitungsfeuer ein, das mit einem Stukaangriff auf Karatas abschließt. Als 12.30 Uhr zum 4. Angriff angetreten wird, eröffnet die Feindbatterie wiederum das Feuer auf die Sturmausgangs- und Bereitstellung und verursacht weitere Verluste, besonders bei den Sturmgeschützen und Pionieren. Da die Vorbedingung für die Durchführung des Angriffs „Ausschaltung der Feindbatterie“ nicht erfüllt war, wird auch der 4. Angriff auf Befehl abgebrochen.

Am 09.04. morgens meldet das III./I.R. 125 in einer Beurteilung der Lage über die feindliche Waffenwirkung: „Die Osthänge werden im Raum des Bataillons durch die Feindbatterie im Rücken beherrscht, die West- und Nordhänge bis zu einer gewissen Höhe durch die feindlichen MG aus Schartenständen und die tieferen Teile dieser Hänge und alle Schluchten durch s.GrW im Festungskampffeld.“ Und ferner: „Die Abwehrkraft des Feindes ist fast unvermindert. Das Bataillon selbst ist durch starke Verluste nur noch 70 v. H. kampfkräftig.“

Der bis 12.00 Uhr vorbereitete 5. Angriff kommt durch die Kapitulation der griechischen Armee nicht mehr zur Durchführung. Die Gesamtverluste des verstärkten Bataillons betrugen: 5 Offiziere, 21 Unteroffiziere, 117 Tote und Verwundete.

Die Werkgruppe Karatas griff mit Artilleriefeuer in den Nahkampf um das Werk E der Gruppe Usita ein. Sie wurde artilleristisch und auch durch Stuka bekämpft, aber infanteristisch nicht angegriffen. Die Werkgruppe Kali wurde weder beschossen noch angegriffen; sie wirkte jedoch mit ihren beiden offen eingesetzten 12 cm Geschützen gegen den Angriff auf Usita mit."

 

Werkgruppe Paljurjones

Copyright: Dr. Théodoros Lilos

Werkgruppe Paljurjones

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Werkgruppe Paljurjones

Copyright: Dr. Théodoros Lilos

Werkgruppe Paljurjones

Copyright: Dr. Théodoros Lilos

 

Letzter Stand: 06.11.2016