Plymouth

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Der folgende Text stammt aus der Marinedienstvorschrift M.Dv. 502: "Fremde Marinen England Band A - Flottenstützpunkte und Küstenbefestigungen- Plymouth - Devonport" Oberkommando der Kriegsmarine; 3. Abteilung Seekriegsleitung 1938. Es handelt sich dabei um eine Ausarbeitung über die militärischen und wehrwichtigen Anlagen der britischen Heimatküste.

"Plymouth - Devonport, Devonshire, ist der zweitgrößte der 3 Home Ports und nach Portsmouth der Hauptausrüstungs- und Reparaturhafen. Das heutige Plymouth ist aus 3 Städten entstanden, dem eigentlichen Plymouth, Stonehouse und Devonport und zählt gegenwärtig etwa 210 000 Einwohner. Die drei Stadtteile liegen zwischen dem Cattewater (Mündung des Flusses Plym) im Osten und dem Hamoaze (Mündung des Flusses Tamar) im Westen.

Das Mündungsgebiet der beiden Flüsse bildet den Plymouth-Sund, der in seinem inneren Teile durch einen Wellenbrecher gegen Stürme aus südlicher Richtung geschützt ist und einen sicheren Ankerplatz für größte Schiffe bei. jedem Wetter gewährleistet.

A. Küstenverteidigungsanlagen

Die artilleristische Verteidigung umfasst neben den Werken der Seefront auch ältere Befestigungsanlagen gegen einen Angriff auf der Landseite, die heute für Kampfaufgaben kaum mehr in Betracht kommen dürften. Die natürlichen Verhältnisse der Plymouth-Bucht sind der Anlage von Verteidigungslinien außerordentlich günstig. Nach innen nähern sich die hohen Ufer einander, während das ganze Vorgebiet des Plymouth-Sund im Schussbereich fast sämtlicher Werke liegt. Die beiden Zufahrten, westlich und östlich des Wellenbrechers sind leicht zu beherrschen.

Gliederung der Verteidigungswerke:

Äusserer Verteidigungsabschnitt: Rame Head - Penlee Pt. - Renney Pt.

Mittlerer Verteidigungsabschnitt: Cawsand Bay - Picklecombe Pt. - Wellenbrecher – Bovisand - Staddon.

Innerer Verteidigungsabschnitt: Hamoaze - Drake's Island - Stamford.

Die Verteidigung der Whitsand Bay.

1. Batterie Rame Church

Lage: W-Seite des Plymouth-Sund etwa 200 m östlich von Rame Church (Spitzturm der Kirche gute Landmarke) hinter dem 110 m hohen Barton Hill. Von See aus nicht einzusehen, indirektes Feuer. Bewaffnung : Vermutlich Steilfeuergeschütze (4 schwere Haubitzen von 23,4 cm Kaliber ?).

2. Batterie Penlee.

Lage: W-Seite des Plymouth-Sund, auf dem Höhenrücken oberhalb Penlee Pt., etwa 107 m über dem Meere. Bewaffnung: drei 23,4 cm-Geschütze mit Leit- und Beobachtungsständen. Weitere Leit- und Scheinwerferstände auf dem Abhang zwischen der Batteriestellung und dem Meere. Umfassendes Schussfeld von SW über S nach SO. Während Küstenverteidigungsübungen sind bei Penlee auch Scheinwerfer der Flakartillerie beobachtet worden.

3. Batterien bei Renney.

a) schwere Batterie.

Lage: O-Seite des Plymouth-Sund, auf dem Abhang der Höhe bei Renney Pt. gegenüber der Batterie Penlee. Bewaffnung: drei 23,4 cm Geschütze, ferner 2 Scheinwerferstände auf dem eingezäunten Flachhang vor der Batterie. Umfassendes Schussfeld von SSO über S nach W.

b) mittlere Batterie.

Lage: Etwa 400 - 500 m NNW der schweren Batterie, ebenfalls auf dem Hang liegend und ähnlich im Aufbau. Bewaffnung: Wahrscheinlich 3 Geschütze mittleren (15,2 cm) Kalibers.

Die Batterien von Renney gehören zum sogenannten Wembury Fire Command, dem vermutlich auch die beiden Gewehrschießstände östlich von Wembury Pt. unterstehen. Angeblich sollen weitere schwere Batterien im Bereich des Wembury Fire Command bestehen, darunter 4 Haubitzen von 40,6 cm und 4 Geschütze von 20,3 cm Kaliber. In letzter Zeit soll such die Flakverteidigung dieses Gebietes ausgebaut worden sein.

Alle Stellungen der äußeren Verteidigungslinie enthalten wahrscheinlich zusätzliche Flakverteidigung, insbesondere auch Scheinwerfereinheiten. Die Höhen östlich und westlich des Plymouth-Sund sind für die Aufstellung von Flak sehr geeignet. Es müssen ferner Stellungen angenommen werden, die mit einer Bewaffnung von mittleren (15,2 cm) Geschützen zur Unterstützung der schweren Batterien dienen. Eine dieser Stellungen östlich des Plymouth-Sund (Lage nicht bekannt), ist unter dem Namen Watchhouse Battery wiederholt in Pressemeldungen genannt worden.

4. Batterie Cawsand.

Lage: W-Ecke der Cawsand Bay, vermutlich auf dem Hang liegend. Es ist nicht sicher, ob das Werk noch besteht. Bewaffnung: Falls vorhanden, wahrscheinlich nur leichte Kaliber.

5. Batterie Maker Heights.

Lage: NW-Seite der Cawsand Bay, etwa 70 m über dem Meere. Fraglich, ob noch bestehend. Bewaffnung: keine neueren Angaben.

6. Batterie Grenville.

Lage: Schließt an Batterie Maker Heights in NO-Richtung an, etwa 70 m über dem Meere, Frontrichtung SO. Bewaffnung: Angeblich 3 Geschütze leichten oder mittleren Kalibers.

7. Batterie Hawkins.

Lage: R-Seite der Cawsand Bay, unmittelbar östlich von Makers Farm, Höhe 90 m über dem Meere. Das Werk ist von See aus nicht einzusehen. Schussfeld nach SW und S. Bewaffnung: Wahrscheinlich 23,4 cm-Geschütze oder Haubitzen.

8. Batterie Raleigh.

Lage: N-Seite der Cawsand Bay, etwa 200 m südöstlich der Batterie Hawkins. Schussfeld zum Western Channel, der Cawsand Bay und dem Plymouth-Sund. Bewaffnung: Wahrscheinlich 23,4 cm-Geschütze, vielleicht auch schwereres Kaliber.

Die unter 4 - 8 aufgeführten Werke sind durch den Baumbestand der Höhen an der Cawsand Bay ausgezeichnet gedeckt.

9. Fort Picklecombe.

Lage: W-Seite des Plymouth Sund, unmittelbar am Ufer bei Picklecombe Pt. Rundes Steinwerk mit bogenförmiger Front. Bewaffnung: Festgestellt sind 2 Geschütze mittleren (15,2 cm) Kalibers, Scheinwerfer- und Leitstände. Welche Bedeutung der Kasemattenanlage an der nord-östlichen Flanke des Werkes zukommt, ist nicht bekannt. (Fest eingebaute Scheinwerfer ?). Von Fort Picklecombe aus ziehen sich Verbindungswege zu den Werken auf den N-Ufer der Cawsand Bay.

10. Fort Breakwater.

Lage: 75 m hinter der Landungsbrücke des Wellenbrechers. Kasemattiertes Panzerwerk von elliptischer Form und einem größten Durchmesser von 46 m. Wassertiefe zwischen Fort und Wellenbrecher 7,3 m (Durchfahrt verboten). Telefonverbindung zum Stationskommando Mount Wise. Bewaffnung: In Friedenszeiten anscheinend ohne Bestückung; dient zu magnetischen Beobachtungen und als Signalstation. Im Kriegsfall ist mindestens eine Bewaffnung gegen Schnellboote zu erwarten bzw. Flak, für welche auch bei günstigem Wetter auf dem Wellenbrecher selbst Stellungsmöglichkeiten gegeben sind.

11. Fort Bovisand.

Lage: O-Seite des Plymouth Sund, am N-Ufer der Bovisand Bay bei Staddon Pt. kasemattiertes Granitwerk mit terassenförmig ansteigenden Bauten. Das Fort steht in Verbindung mit dem Bovisand Pier. Bewaffnung: Vermutlich 4 leichte oder mittlere Geschütze auf dem 2. Absatz des Werkes. Hauptschussrichtung S. Scheinwerferstände am Ufer, westlich von Bovisand Pier. Im Kriegsfall wahrscheinlich Maschinenwaffen gegen Schnellboote zum Schutz des Eastern Channel. Bei Bovisand sind auch Flak-Scheinwerfer bei Übungen festgestellt worden.

12. Batterie Staddon.

Lage: O-Seite des Plymouth Sund, unmittelbar NNO des Bovisand-Forts auf der Höhe (92 m über dem Meere). Bewaffnung: Sicher festgestellt sind 2 moderne Flakgeschütze (wahrscheinlich 10,2 cm Kaliber) und ein Leitstand. Ob die früher in dieser Region vorhandenen schweren Geschütze (angeblich zwei 23,4 cm) noch bestehen, muss bezweifelt werden. Hinter der Flakbatterie liegt in NNO-Richtung der Handfeuerwaffenschießplatz von Staddon Heights (angeblich seit längerer Zeit unbenutzt.) Wahrscheinlich ist das Gelände der Staddon Heights für weitere Flakbatterien ausgenutzt, da es für den Schutz der Industrieanlagen am Cattewater eine ähnlich günstige Lage besitzt, wie die Höhen von Rame und Maker für den Schutz der Werftanlagen am Hamoazer.

Staddon Battery

Staddon Battery

13. Fort Staddon.

Lage: O-Seite des Plymouth Sund, auf den Staddon Heights. Altes Werk, vermutlich nicht mehr zu Kampfaufgaben bestimmt. Wahrscheinlich zu Depotzwecken verwendet. Früher hauptsächlich zur Verteidigung der Landfront bestimmt.

14. Batterie Barnpool Garden.

Lage: NO-Ecke des Mount Edgcumbe am Barn Pool. Das Werk flankiert die engste Stelle der Einfahrt zum Hamoaze. Sandsteinquaderbau älteren Datums; zur Lagerung von Sperrmaterial benutzt. Bewaffnung: keine Angaben, vermutlich Maschinenwaffen, falls vorhanden.

15. Batterie Western King.

Lage: S-Spitze von Stonehouse (Western King Pt.) an der Einfahrt zum Hamoaze. Älteres Werk mit Erdwall, dient zu Kasernenzwecken. Bewaffnung: Wahrscheinlich nicht bestückt gegen Seeziele.

16. Fort Eastern King.

Lage: W-Seite der Einfahrt zur Millbay (Eastern King Pt.) Altes Steinwerk. Bewaffnung: Wahrscheinlich nicht bestückt, dagegen mehrere Scheinwerfer, dient gleichfalls zu Kasernenzwecken.

Fort Eastern King

Quelle: M.Dv. 502: "Flottenstützpunkte und Küstenbefestigungen - Plymouth - Devonport" Oberkommando der Kriegsmarine; 3. Abteilung Seekriegsleitung 1938

Fort Eastern King

Fort Eastern King

17. Fort Drake’s Island.

Lage: 800 m südlich des Eingangs zur Millbay, äIteres Werk mit Kasematten an der SO-Seite. Kasernengebäude auf der N und NW-Seite, dort auch ein Schlipp. Bewaffnung : Sicher festgestellt sind 2 Geschütze, anscheinend mittleren Kalibers, sowie 3 leichtere Geschütze, die sämtlich offen aufgestellt sind. Ferner Scheinwerferstände zur Beleuchtung des Plymouth Sund. Wahrscheinlich auch Flakgeschütze und Scheinwerfer. Ob außerdem schwerere Kaliber vorhanden sind, ist nicht sicher, jedoch kaum anzunehmen.

18. Zitadelle.

Lage: W-Seite der Einfahrt zum Sutton Pool und zum Cattewater. Alte Anlage, die zu Kasernen- und Übungszwecken dient. Bewaffnung: Neben Vorderladern alten Datums, zwei 15,2 cm Geschütze, anscheinend nur zu Übungszwecken. Hauptschussfeld nach S. Von englischer Seite ist auf die günstige Lage der Zitadelle für die Aufstellung von Flakgeschützen hingewiesen worden.

Zitadelle Plymouth

19. Fort Stamford.

Lage: O-Seite des Plymouth Sund, auf der Anhöhe südlich von Turnchapel (55 m über dem Meere). Ältere Anlage, die nur bedingt zur Seeverteidigung gerechnet werden kann; westliche und südwestliche Front mit Schussfeld zum Hafen und zu den Einfahrten. Bewaffnung: Fraglich, ob vorhanden.

 

Die Verteidigung der Whitsand Bay

Über die Verteidigungswerke an der Whitsand Bay liegen brauchbare Angaben neueren Datums nicht vor, so dass sich die Darstellung mit einer Aufzählung begnügen muß. Es ist anzunehmen, dass sich die Anlagen in gutem und verwendungsbereitem Zustand befinden. Eine Militärstrasse führt von Fort Tregantle längs der Bay nach Rame und Penlee. Wahrscheinlich ist im Bereich der Whitsand Bay such mit Flakartillerie zur Sperrung des Anfluges auf die Tankanlagen von Torpoint und die Werftanlagen in Devonport zu rechnen. Ob sich die bereits genannte Rame Church Batterie (1.) an der Verteidigung der Whitsand Bay beteiligen kann, ist nicht bekannt.

20. Batterie Polhawn.

Lage: Westlich von Rame an der Bucht von Polhawn Cove. Bewaffnung: keine Angaben; jedoch wahrscheinlich nur sekundäre Bedeutung.

21. Batterie Whitsand Bay.

Lage: Etwa 3 km NW von Rame Church an der Bay. Bewaffnung: keine sicheren Angaben, vermutet werden 15,2 cm Geschütze.

22. Batterie Tregantle Down.

Lage: Etwa 5, 5 km NW von Rame Church, auf der Anhöhe gelegen. Wahrscheinlich nicht von See aus einzusehen. Bewaffnung: keine sicheren Angaben, nach älteren Quellen soll die Batterie ähnlich aufgebaut sein wie Rame Church (4 schwere 23,4·cm Haubitzen ?).

23. Fort Tregantle.

Lage: Etwa 150 m westlich der Batterie Tregantle Down. Älteres Werk, das wahrscheinlich nur zur Landverteidigung bestimmt war. Vermutlich größtenteils in dem Schießplatz für Handfeuerwaffen bei Tregantle einbezogen. Bewaffnung: keine Angaben, wahrscheinlich nicht vorhanden.

 

Die Werke der Landfront.

Ähnlich wie in Portsmouth dürfte den Befestigungsanlagen der Landfront unter den heutigen Verhältnissen kaum noch militärische Bedeutung zukommen, da mit einer Bedrohung von Plymouth durch ein Landungsunternehmen nicht ernsthaft gerechnet werden braucht. Wahrscheinlich dienen die Werke in der Mehrzahl zu Kasernen- und Lagerzwecken. In wieweit die vorhandenen Anlagen für die Flakverteidigung nutzbar gemacht worden sind, ist nicht bekannt. Eine Bewaffnung scheint in allen Fällen zu fehlen.

24. Batterie Scraesdon.

Südlich des St. Germans River auf einer Anhöhe liegend, 1,7 km nördlich des Fort Tregantle.

25. Fort Ernesettle

26. Fort Agaton

27. Fort Knowles

28. Fort Woodland

29. Fort Crownhill

30. Fort Bowden

31. Batterie Forder

32. Batterie Austin

33. Batterie Efford

34. Fort Laira

Zu 25. – 34.: auf der Nordseite von Stadt und Hafen, fraglich, ob noch alle Werke bestehen. Fort Ernesettle ist zu einem Munitions- und Sprengstofflager umgewandelt worden während Fort Crownhill vermutlich in die dortigen Kasernen einbezogen worden ist."

Quelle: Marinedienstvorschrift M.Dv. 502: "Fremde Marinen England Band A - Flottenstützpunkte und Küstenbefestigungen - Plymouth - Devonport"

Oberkommando der Kriegsmarine; 3. Abteilung Seekriegsleitung 1938

 

Letzter Stand: 06.11.2016