Zwischen 1881 und 1884 wurde das Fort de Vaux mit den damals üblichen Bruchsteinen gebaut. Nach dem die Brisanzgranatenkrise die Wertlosigkeit des Bruchsteinmauerwerks gezeigt hatte, verstärkte man das Fort ab 1888. Begonnen wurde mit der Betonierung der Kaserne. Bis 1906 erfolgte der Einbau eines Panzerversenkturmes Modell 05 mit zwei 7,5 cm Geschützen. Betoniert wurden ebenfalls die Grabenstreichen. Für flankierendes Feuer erhielt das Fort zwei Zwischenraumstreichen vom Typ Casemate Bourges, die jeweils über zwei 7,5cm Feldgeschütze vom Typ M97 verfügten. Drei Grabenstreichen, zwei einfache und eine doppelte Streiche, sicherten die trockenen Gräben. Die Grabenstreichen waren insgesamt mit vier 40 mm Hotchkiss-Revolverkanonen Typ 1879 und vier Geschützen Typ 12 Culasse ausgestattet. Das Fort war für eine Besatzung von 261 Mann ausgelegt. Die Pulverkammer besaß eine Kapazität von 62 Tonnen. Zwei Zisternen mit jeweils 300 m³ versorgten die Besatzung mit Wasser.
Bis zum Februar 1916 kam es zu keinen größeren Kampfhandlungen um das Fort. Durch den schnellen Fall einiger französischer Forts, hielt der französische Generalstab diese Art der Befestigung für völlig überflüssig. Im August 1915 erging daher die Weisung alle Forts zu desarmieren und für die Sprengung vorzubereiten.
Mit Beginn der deutschen Offensive bei Verdun am 21.02.1916 wurde auch Fort de Vaux heftig mit allen Kalibern beschossen. In der Folge waren durch die Granaten Verbindungsgänge durchschlagen, zwei Digoin-Beobachtungsglocken beschädigt und die Sprengladung am Panzergeschützturm zur Explosion gebracht worden. Der Panzerturm konnte danach nicht mehr gebraucht werden. Am 14.05.1916 übernahm Commandant Raynal den Befehl über das Fort. Von seiner ursprünglichen Bewaffnung waren nun nur noch acht Maschinengewehre übrig geblieben. Somit hatte das Fort de Vaux den Status eines reinen Unterstandes bzw. Infanteriestützpunktes eingenommen.
Erste deutsche Abgriffe auf das Fort erfolgten ab dem 8. März 1916. Am 9. März meldete der Heeresbericht sogar die Einnahme der Festung. Doch in Wirklichkeit waren alle Versuche, das Fort zu erobern, im Feuer der Franzosen mit hohen Verlusten gescheitert. Ein erneuter Großangriff am 7. Mai 1916 sollte das Fort endlich in deutschen Besitz bringen. Doch auch dieser Angriff blieb im Feuer der Franzosen liegen. Es zeigte sich, daß das flankierende Feuer aus dem Cailette-Wald eine Eroberung unmöglich machte. Als am 1. Juni 1916 der Cailette-Wald erobert wurde, schien die Einnahme von Fort de Vaux in greifbare Nähe zu kommen. Am 2. Juni konnte das IR 53 die Fortoberfläche erobern und zunächst die östliche Grabenstreiche mit Handgranaten erobern. Das Eindringen in das Fort über die Hohlgänge war jedoch nicht möglich, da sie von den Franzosen mittels Schikanen hartnäckig verteidigt wurden.
Für die Verteidiger war die Situation nicht angenehmer. Pausenloser Beschuß, dauernde Kämpfe, Rauch, erstickende Gase und zunehmender Wassermangel verschärften die Situation in dem mit 574 völlig überbelegten Fort. Kommandant Raynal bat immer wieder um Verstärkung, die jedoch trotz Versuche wiederum im deutschen Abwehrfeuer liegenblieben. Als sich herausstellte, dass die Zisternen durch die Erschütterungen des Beschusses Risse bekommen hatten und der Wasservorrat rapide abnahm, blieb Raynal nichts anderes übrig, als am 7. Juni 1916 das Fort zu übergeben.
Nun waren es die Franzosen, die das Fort fast pausenlos beschossen. Und es waren die Deutschen, die sich zur Verteidigung einrichten mussten. Bis zum Oktober 1916 scheiterten einige Versuche der Franzosen, das Forts wieder zurück zu erobern. Nachdem die Franzosen ständig kleinere Geländegewinne verzeichneten, war die Gefahr groß, daß das Fort abgeschnitten wird. Auf Befehl vom 31. Oktober räumten die Deutschen das Fort und Pionieren sprengten es bei ihrem Rückzug an besonders wichtigen Stellen. Der Geschützturm wurde dabei völlig zerstört. Am 3. November 1916 konnte eine französische Patrouille das Fort besetzen. Die Franzosen richteten das Fort zügig wieder her. Es wurden betonierte MG- und Beobachtungsstände gebaut und die Zwischenraumstreichen wieder mit Geschützen ausgestattet.
In den 20er Jahren wurden die Zwischenraumstreichen von den Franzosen völlig rekonstruiert und haben seither das Aussehen von heute. Beim Rest des Forts lohnte eine Instandsetzung jedoch nicht mehr. Am 15. Juni 1940 konnte die deutsche Wehrmacht das Fort ohne Widerstand einnehmen. Heute ist das Fort ein wesentlicher Bestandteil des Schlachtfeldtourismus von Verdun und museal hergerichtet.
Quelle: Cours de Fortification - Fortification Permanente 3e Section "La fortification permanente pendant la guerre 1914 - 1918" Ecole Militaire et d'Application du Genie 1927 |
Zerschossene Frontfassade der Kaserne |
Der gleiche Anblick Ende 1916 |
Blick über die Fortoberfläche |
Gleiche Ansicht 1919 |
Die Digoin-Beobachtungsglocke |
Die Digoin-Beobachtungsglocke |
Der zerstörte Panzerturm für zwei 7,5cm Kanonen |
Panzerbeobachter und Panzerturm |
Die linke Casemate Bourges mit zwei 7,5cm Kanonen |
Die rechte Casemate Bourges mit zwei 7,5cm Kanonen |
7,5cm Geschütz in der Casemate Bourges |
7,5cm Geschütz in der Casemate Bourges |
Die Kehlgrabenstreiche |
Im Hintergrund die Kehlgrabenstreiche |
Fort de Vaux über das Schlachtfeld gesehen |
Die doppelte Grabenstreiche |
Hohlgang in der Kaserne |
Hohlgang in der Kaserne |
Kasematte |
Latrinen |
Schikane von vorne |
Schikane von hinten |
Das Lazarett heute |
Truppen ruhen sich im Quergang aus |
Der Hohlgang heute |
Der Hohlgang im März 1916 |
Die Frontfassade 1916 |
Die Frontfassade 1919 |
Der spanische König besichtigt 1919 das Fort |
Das zerstörte Fort 1919 während seiner Instandsetzung |
Fort de Vaux 1916 |
Fort de Vaux 1916 |
Letzter Stand: 05.11.2019