Fort de Tavannes

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Fort de Tavannes besitzt die typische polygonale Form, auch wenn dies heute nur sehr schwer zu erkennen ist. Es gehörte zu den ersten Festungswerken und wurde im Raum Verdun als sogenanntes "Panikfort" zwischen 1876 und 1879 von den Franzosen erbaut und nach dem französischen Marschall Tavannes benannt. Das gesamte Fort bestand aus Mauerwerk. In den Jahren 1889-1890 wurden Teile der Befestigungen und die nördliche Hofkaserne betoniert. Zu Kriegsbeginn 1914 umgab man das Fort mit einem Vorgraben von etwa 7,5 m Tiefe und einem breiten Stacheldrahthindernis von 30 Metern. Das Fort besaß nur einen Hauptwall zur Geschützverteidigung. Ausbuchtungen für Maschinengewehre befanden sich an der Feuerlinie des rechten Schulter- und rechten Kehlpunktes. Der Graben selbst hatte eine Breite von 10 m, wobei die äußere Grabenwand 7 m hoch war. Das Fort verfügte über Unterkunftsräume für fast 600 Soldaten, besaß über keine weitreichende Artillerie. Lediglich in Höhe des Kehlpunktes existierte eine gemauerte Anschlussbatterie mit 4 Geschützständen.

Mit Kriegsausbruch wird Fort Tavannes in Kriegsstärke besetzt. Allerdings trat am 9. August 1915 für das Fort der Desarmierungsbefehl inkraft, der die Bewaffnung und Munition abzieht und die Besatzung anderen Einheiten zuschlägt. Die Verdun- Offensive am 21.Februar 1916 beschert dem Fort einen regelmäßigen Beschuss mit allen Kalibern. Nach den deutschen Erfolgen wird das Fort mit Befehl vom 24.März wieder mit einer Besatzung versehen. Kommandant wird zunächst Capitain Gerard, der aber bereits Anfang April durch den Schwadronchef de Champsin ( 20.Chasseurs ) abgelöst wird. Die Besatzung besteht aus einem Bataillon Infanterie, einer MG-Kompanie, Pionieren und Artilleristen. Im Juni 1916 waren schließlich zwölf MG´s und zwei 58mm Geschütze im Fort eingebaut.

Quelle: Cours de Fortification - Fortification Permanente 3e Section "La fortification permanente pendant la guerre 1914 - 1918" Ecole Militaire et d'Application du Genie 1927

Mit Beginn der deutschen Aktivitäten im Mai 1916 setzte starker Beschuss ein, der schwere Beschädigungen verursachte. Insgesamt trafen an schweren Kalibern allein fünfzehn Granaten 38cm ein, die auch das nördliche Pulvermagazin trafen. Die Explosion der dort lagernden 12.000 Granaten forderte zahlreiche Opfer und richtete große Beschädigungen an. Ein Problem aller Forts zu dieser Zeit, war die wachsende Überbelegung durch fremde Truppen. Bei starkem Beschuss zogen die Forts die Kampftruppen geradezu magisch an, da man hier Schutz vor dem Trommelfeuer erhoffte. Im Mai hatte sich unglaubliche Zahl von fast 50 Offizieren und ca. 1125 Mannschaften im Fort einquartiert, das eigentlich nur für 600 Mann vorgesehen war. Die Zustände im Fort, insbesondere die hygienischen Verhältnisse, waren untragbar. Mit rigoroser Schärfe sorgte der Armeebefehl vom 8.Juni für die konsequente Räumung des Forts von fremden Einheiten.

Mit Beginn der deutschen Offensiven im Juni 1916 schlugen Granaten vom Kaliber 38cm und 42cm ein und verursachten schwerste Beschädigungen an den Kasematten und Hohltraversen. Besonders die 42cm Geschosse richteten schweren Schäden an den gemauerten Räumen an. Jedoch auch die Decke der betonierten Kaserne wurde bis zu 0,80 Meter zerstört. Die Mauern der Böschung und Gegenböschung wurden an vielen Stellen eingeschossen. Mitte Juli 1916, als das Fort nur noch 1.300 Meter von der deutschen Linie entfernt war, steigerte sich das deutsche Artilleriefeuer bis zu unbekannter Stärke. Am 10.Juli 1916 wurde der Einschlag von 80 Granaten aller Kaliber pro Minute gezählt. Alle nicht betonierten Oberbauten werden durch den rasenden Beschuss abgetragen. Die deutschen Angriffe kamen jedoch nur bis auf ca. 1000 Meter an Fort Tavannes heran.

Die französische Gegenoffensive am 24. Oktober 1916 verschaffte dem Fort Tavannes wieder mehr Abstand zu den deutschen Linien, so dass der deutsche Beschuss auf das Fort ab Dezember 1916 merklich nachließ. Ab 1917 wurde Fort Tavannes nur noch als Einschießziel der deutschen Artillerie genutzt. Als Ergebnis des massiven Beschusses existierten die gemauerten Räume im nördlichen Teil des Forts nicht mehr. Die Räume im Südteil waren in so schlechten Zustand, dass sie als Unterkunft nicht mehr zu gebrauchen waren. Die betonierten Räume überstanden den Beschuss und konnten weiterhin genutzt werden. Die Gräben und Wälle waren an manchen Stellen fast vollständig eingeebnet, die Flankierung der Gräben blieb aber gewährleistet, da die Grabenstreichen trotz Beschädigungen intakt blieben. Auch in Fort Tavannes legte man unterirdische Stollengänge und Galerien an, um die Besatzung sicher unterzubringen. Allgemein lagen die Stollen 10 Meter unter dem Fort und besaßen eine Länge von ca. 1000 Metern.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Fort nicht mehr modernisiert, da die Schäden zu beträchtlich waren. 1940 wurde das Fort ohne Gegenwehr von deutschen Truppen besetzt. Ob die Wehrmacht Tavannes nutzte ist nicht bekannt. Heute liegt das Fort im Wald versteckt und birgt durch seine schweren Beschädigungen erhebliche Gefahrenpotentiale. Das Betreten ist verboten und lebensgefährlich.

 

Wachgebäude "Garde du Corps"

Wachgebäude "Garde du Corps" © BDIC

Die zerstörte Eingangspoterne

Die Eingangspoterne 1918 © BDIC

Der Kriegseingang

Der Kriegseingang

Kriegseingang mit Graben

Kriegseingang im Bereich der Zugbrücke

Hohlgang in der betonierten Kaserne

Betonierte Walldurchfahrt

Hof der gemauerten Kaserne

Hof der gemauerten Kaserne 1916 © BDIC

Hof der gemauerten Kaserne

Hof der gemauerten Kaserne 1917 © BDIC

Kasematte

Kasematte

Die betonierte Kaserne

Die betonierte Kaserne 1916 © BDIC

Kasematte

Kasematte

Durchschuß in einer Kasematte

Kasematte in betonierter Kaserne

Holztür

Holztür

Durchschuß in einer Kasematte

Kasematte

Kasematte

Kasematte

Lichtspiel der Sonne in einer Kasematte der betonierten Kaserne

Lichtspiel der Sonne in einer Kasematte der betonierten Kaserne

Zugang zum Stollensystem

Stollensystem

Schikane im Hohlgang

Zweiflügelige Tür

Die Blinkstation

Die Digoin-Beobachtungsglocke

Durchgang zwischen den Kasernen 1916 © BDIC

Der gleiche Durchgang im Hintergrund

Kasematte Pamard für MG

Kasematte Pamard für MG

Die Schäden vom Beschuß © BDIC

Die Schäden vom Beschuß

Das Fort Tavannes kann nicht ohne den Tunnel von Tavannes betrachtet werden. Er entstand 1870 vor dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und sollte die Eisenbahnlinie von Chalons über Verdun nach Metz verlängern. Im 1. Weltkrieg wurde der Tunnel sofort militärisch genutzt, weil er ein zuverlässiger Schutzbau für Reserven und Munitionsnachschub zwischen Souville und Vaux darstellte. Für die Soldaten errichtete man dreistöckige Betten aus Holz und zog zusätzliche Holzdecken ein. Ab Beginn der Verdun-Offensive wurde auch der Tunnel Ziel der deutschen Artillerie. Auf dem Höhepunkt der Kämpfe befanden sich die deutschen Angreifer nur noch wenige Kilometer vom östlichen Tunneleingang entfernt. Die Zustände im Tunnel wurden dadurch immer chaotischer, da der Tunnel von Truppen überfüllt war und unerträgliche Hitze und Gestank herrschte. Verwundete konnten nicht versorgt und Leichen abtransportiert werden, da die deutsche Artillerie die Ausgänge einsehen und beschiessen konnte. Das Inferno steigerte sich noch vom 4. zum 5. September, als ein Handgranatenlager detonierte und ein Treibstofflager in Brand setzte. Das Feuer verursachte Panik und Tod. Die Überlebenden, die aus dem Tunnel flüchteten wurden vom deutschen Artilleriefeuer erfasst. Über 600 Tote wurden in den folgenden Tagen aus dem Tunnel geborgen.

Es wird in der Fachwelt diskutiert, ob zwischen dem Fort Tavannes und dem Tunnel ein Verbindungsstollen existierte. Zeitgenössische Unterlagen und Skizzen lassen darauf schließen. Allerdings ist dieser Stollen bisher noch nicht gefunden worden. Nach dem 1. Weltkrieg wurde eine weitere Tunnelröhre neben der alten gebaut.

Westliche Tunnelausfahrt: links der neue Tunnel, rechts der alte Tunnel

Richtung westliche Tunnelausfahrt

Richtung östliche Tunnelausfahrt

Sprengkammer in der Tunneldecke

In der Sprengkammer

Mit der Bw-Sturmleiter in die Sprengkammer

Mit der Bw-Sturmleiter in die Sprengkammer

Linker Gang der Sprengkammer

Rechter Gang der Sprengkammer

In der linken Sprengkammer

Aufstiegsschacht

Verteidigungsscharten der östlichen Tunnelausfahrt

Die östliche Tunnelausfahrt

Die östliche Tunnelausfahrt

© Bibliothèque de Documentation Internationale Contemporaine

Die westliche Tunnelausfahrt

© Bibliothèque de Documentation Internationale Contemporaine

Die westliche Tunnelausfahrt

© Bibliothèque de Documentation Internationale Contemporaine

Die westliche Tunnelausfahrt

© Bibliothèque de Documentation Internationale Contemporaine

Letzter Stand: 05.11.2019