Dunkerque

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"Die Festung bildet einen starken Stützpunkt für die Flotte und eine gute Basis für ein verbündetes Landungscorps. Sie stellt einen festen Ausgangspunkt dar für Vorstöße gegen eine Flanke einer zwischen iht und Lille aus Belgien in Richtung Hazebrouck eindringenden Armee. Außerdem gestattet sie, wenn die See beherrscht wird, Truppenverschiebungen und Heranführung von Lebensmitteln und Kriegsmaterial auf dem Wasserwege.

Das Dünkirchen umgebende Gelände ist ebenes Marschland. Ein schmaler Streifen 10-20 m hoher Dünen zieht sich die Küste entlang. Südlich des Canal de la Colme schließen an das Marschland die Ausläufer des westfranzösischen Hügellandes an. Deckung für die Angriffsartillerie findet sich im Marschland nur gegen Sicht hinter Ortschaften und Hecken. Die Beobachtung ist schlecht, da das Gelände infolge zahlreicher Buschreihen unübersichtlich ist. Der Infanterieangriff findet in den zerstreuten Fermen Stützpunkte. Bewegungen werden durch die vielen kleinen Kanäle erschwert. Die Wege sind gut. Mit Überschwemmung der Südost-, Süd- und Teilen der Südwestfront von der belgischen Grenze bis in die Gegend Watten muß gerechnet werden.

Die Befestigungen von Dünkirchen bestehen aus der Kernumwallung, den Küstenanlagen und einigen landeinwärts vorgeschobenen Werken. Letztere 2½ - 5½ km von der Stadt entfernt, umgeben diese halbkreisförmig; sie sind die Hauptverteidigungslinie. Vor die Südfront auf 3 und 7 km vorgelagert sind ein einzelnes Fort und die Stadtbefestigung von Bergues.

Die Festung hat 40 km Umfang: hiervon entfallen auf die Seefront 15 km. Die Seefront von Dünkirchen ist gut ausgebaut und wird immer mehr verstärkt.

Auf der Landseite ist der behelfsmäßige Bau vorgeschobener Stützpunkte zu erwarten bei Waeghen-Brugghe, Haeghe-Meulen, Quaëdypre, Soex, Gd. Mille-Brugghe, Watten, Pont de Pte. Synthe und Gde. Synthe.

Die beiden vor die Südfront vorgeschobenen Befestigungen Bergues und Fort Français sollen gemeinsam mit dem der Hauptverteidigungslinie angehörigen Fort Louis die nicht überschwemmbare Straße Bergues-Dünkirchen sperren. Bergues besitzt eine hohe Sturmfreiheit, im übrigen ist die Widerstandskraft dieses Brückenkopfes gering. Fort Français ist veraltet.

In der Hauptverteidigungslinie liegen auf der Ostfront die Batterie de Zuydcoote und das Fort des Dunes; sie sind von keiner großen Bedeutung. Die Batterie de Zuydcoote dient in erster Linie der Küstenverteidigung, das Fort des Dunes ist alt und nicht neuzeitlich geändert.

Auf der Südfront liegt das Fort Louis; es ist veraltet.

Auf der bisher nicht ausgebauten Südwest- und Westfront sind Neuanlagen entstanden: das kleine, mit Schnellfeuerpanzertürmen ausgestattete Infanteriewerk Pte. Synthe und das in erster Linie zur Küstenverteidigung bestimmte Ouvrage l’Ouest. Der Küstenverteidigung dient auch die Batterie de Mardick.

Die Kernumwallung ist alt, nach bastioniertem System erbaut und zum Teil mit Geschützen armiert. Auf der West- und Nordwestfront ist sie niedergerissen. An ihrer Stelle ist hier eine niedrige Verteidigungslinie mit davorliegendem Entwässerungsgraben weiter vorgeschoben. Auf dem hierdurch gewonnenen Gelände sind umfangreiche Hafenbauten im Gange.

Die Errichtung einer Küstenstation für Marineflugzeuge ist geplant.

Im Fort Louis befindet sich eine Funkspruchstation.

Über Kriegsbesatzung und Geschützausrüstung fehlen Nachrichten. Dünkirchen ist Torpedobootstation.

 Westlich Dünkirchen liegt das befestigte Gravelines. Es hat eine sehr hohe Sturmfreiheit; die früher sehr starke Kernumwallung ist aber alt und verfällt."

Quelle: Großer Generalstab 4. Abteilung "Die französischen Befestigungen gegen Deutschland und die Grundzüge ihrer Verteidigung" Nr. 492 Geheim 1913

 

"Dünkirchen mit seinen neuzeitlichen Einrichtungen ist wegen seines bedeutenden Verkehrs mit dem nordfranzösischen Gruben- und Industriebezirk einer der wichtigsten Häfen Frankreichs. Die Stadt einschließlich der Vororte hat etwa 70.000 Einwohner. Der Warenumschlag betrug 1938 4,2 Millionen Tonnen, und zwar 2,8 Millionen Tonnen Einfuhr (davon entfallen 97% auf den Überseeverkehr und 3% auf den Küstenverkehr) und 1,4 Millionen Tonnen Ausfuhr (davon 71% Übersee- und 29% Küstenverkehr). Der Schiffsverkehr (nur anlaufend) belief sich auf 3.112 Schiffe mit etwa 5 Millionen N.R.T.

Die Industrie von Dünkirchen umfasst Schiffbau, Erdölraffinerien, Ölfabriken, Mühlenbetriebe, Webereien und Spinnereien. Eisenbahnverbindung besteht nach Westen mit Calais-Boulogne, nach Süden mit Lille-Paris und nach Osten über Furnes mit dem belgischen Bahnnetz. Die drei Kanäle Bourbourg, Bergues und Furnes verbinden den Hafen mit dem nordfranzösischen belgischen Kanalnetz, das sich bis nach Paris, Reims, Nancy und Gent erstreckt. Etwa 30% des Hafenumschlages wird auf Binnenschiffahrtwegen weiterbefördert bzw. herangebracht. Durch das Öffnen der Kanalschleusen lassen sich weite Strecken des Landes unter Wasser setzen. Dünkirchen ist Standort von zwei Bataillonen Infanterie und Küstenartillerie. 

Verteidigungsanlagen

Die Verteidigungsanlagen Dünkirchens sind nach dem Kriege 1914/18 erheblich ausgebaut worden. Neben den ortsfesten Artilleriestellungen ist weitgehend mit beweglichen Eisenbahn- oder motorisierten Geschützen zu rechnen.

Zum Schutze gegen Luftangriffe ist die Stadt außer mit festen und beweglichen Flak mit einer großen Vernebelungsanlage ausgerüstet, mit der Dünkirchen in wenigen Minuten eingenebelt werden kann. An Befestigungen sind vorhanden:

  1. Die Batterie Mardyck, 5 km westlich der Hafeneinfahrt, unmittelbar an der See, hinter dem niedrigen Seedeich gelegen, ist mit vier 15 bis 20cm Geschützen sowie mehreren 8 bis 10cm Flak bestückt. Außerhalb der eigentlichen Batteriestellung in etwa 150m Entfernung nach NO ist eine Flakbatterie.

  2. Das Fort St. Pol-sur-Mer, westlich der Stadt an der See gelegen, ist mit vier mittleren bis schweren Geschützen und vier 8 bis 10cm Flak bestückt.

  3. Am Fuß der Westmole stehen vier Flak.

  4. Bei der Semaphorstation sind zwei Flak aufgestellt.

  5. Das Nordfort (auch Fort Phillipe genannt), liegt an der Wurzel der Ostmole. Bestückung: sechs mittlere bis schwere Geschütze ohne Schilde, vier etwa 5cm Kurzrohrgeschütze mit kleinen Schutzschilden. Die Batterie hat zwei Leitstände, einen neuen und einen älteren. Südöstlich des Forts befindet sich ein Munitionslager.

  6. Eine Flakbatterie, südöstlich des Nordforts, bestehend aus 7,5cm Flak. Großer neuer Scheinwerferstand. Munitionslager dahinter liegend.

  7. Etwa 5,7km östlich der Wurzel der Ostmole, 900m vom Strande entfernt, liegt das alte Fort des Dunes, das Kasernierungszwecken dient und Munitionslager ist. Westlich vom Fort soll sich ein weiteres Munitionslager befinden.

  8. Die Batterie Malo Terminus, 5,7km östlich der Ostmole am Strande gelegen, ist mit vier etwa 20cm und zwei 5cm Geschützen bestückt. Hinter der Anlage in den Dünen sind Bunker angelegt.

  9. Etwa 4,5km südwestlich der Hafeneinfahrt liegt das Fort Petite Synthe, das mit fünf 7,5cm Flak bestückt ist.

Quelle: Marine-Dienstvorschrift 903/2 "1. Marinebezirk Cherbourg" Oberkommando der Kriegsmarine 1940

 

Quelle: Marine-Dienstvorschrift 903/2 "1. Marinebezirk Cherbourg" OKM 1940

Letzter Stand: 07.11.2016