Boulogne

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Der folgende Text stammt aus der Marinedienstvorschrift 903/2 "Fremde Marinen - Frankreich / Heft 2; 1.Marinebezirk Cherbourg" des Oberkommandos der Kriegsmarine vom 1. Januar 1940:

Boulogne ist eine Stadt mit 68.000 Einwohnern und steht an erster Stelle unter den Fischereihäfen, an zweiter Stelle unter den Fahrgasthäfen und an neunter Stelle unter den Handelshäfen. Der Warenumschlag betrug im Jahre 1938 rund 1 Mio. Tonnen, und zwar 613.000 Tonnen Einfuhr und 478.000 Tonnen Ausfuhr. Fast 590.000 Menschen benutzten den Hafen zur Ein- und Ausreise, grösstenteils nach und von England. Der Schiffsverkehr belief sich auf 2.824 anlaufende Schiffe. Regelmässige Dampferverbindung besteht nach England, Nord-, Mittel- und Südamerika, sowie Westafrika. Eisenbahnverbindung besteht nach Calais und nach Paris.

Boulogne ist gegen Angriffe von See her wie auch aus der Luft verhältnismässig stark geschützt. Die Batterie de la Crèche, 2,3 km nordöstlich der Hafeneinfahrt, dicht an der Küste gelegen, ist mit vier 28cm Geschützen hinter Schutzschilden bestückt. Die Reichweite der Geschütze wird mit 35 bis 40 km angegeben. Hinter der Batterie stehen vier 7,5cm Flak in ortsfester Lafette. Der Leitstand sowie ein E-Messgerät stehen dicht oberhalb des Kaps. Dort befindet sich auch eine weitere Flakbatterie von drei 7,5cm Geschützen in ortsfester Lafette.

Beim Taubenschießstand, etwa 1100m nördlich der Hafeneinfahrt, sind zwei Scheinwerfer aufgestellt. Südöstlich davon ist eine neue Batterie von etwa 10 bis 15cm Geschützen und zwei 3,7cm Flak gebaut worden.

Die alte Batterie de la Tour d`Ordre, 500m nördlich der Hafeneinfahrt, diente bisher nur als Munitionsdepot und Materiallager. Kürzlich wurde ein großer Leitstand sowie 20cm Geschütze aufgestellt.

Auf dem Nordende des Digue de Large ist eine aus vier 7,5cm Flak (in ortsfester Lafette) bestehende Luftabwehrbatterie neu aufgestellt worden. Nach Süden an die Geschütze anschließend befinden sich Eingänge zu bombensicheren Unterständen. Auf dem Deich selbst sind Ausschachtungsarbeiten noch im Gange.

Die Batterie du Mont de Couple, auch Le Portel genannt, liegt 2,4km südlich der Hafeneinfahrt auf einem nach See zu steil abfallenden, etwa 50m hohen Felsen. Sie ist mit fünd modernen 13,8 bis 15cm Geschützen bestückt; ein kleiner Leitstand und ein Messgerät befinden sich bei der Batterie.

Die Batterie d`Alprech, 4km südlich der Hafeneinfahrt, oberhalb der beiden Leuchttürme vom Cap d`Alprech, ist mit zwei alten Steilfeuergeschützen bestückt. Ende März 1939 wurden vor dem Eingang zur Batterie vier 15cm Langrohrgeschütze mit Zubehörteilen beobachtet. Es ist anzunehmen, dass die Geschütze inzwischen eingebaut wurden.

Der folgende Text stammt aus der "Denkschrift über die französische Landesbefestigung" Oberkommando des Heeres vom 01.10.1940:

Den Angriff gegen Boulogne führte die 2. Panzerdivision vom 23. bis 25.5.1940 durch. Die Kämpfe, die sich hauptsächlich um die alte, aber sehr widerstandsfähig gebaute Zitadelle drehten, waren sehr erbittert. Feindliche Zerstörer, deren Zahl zwischen 6 und 16 wechselte, griffen mit ihren Geschützen in den Kampf ein. Nach einem vergeblichen Versuch am 23.5.  kam es am folgenden Tage zu schweren Straßenkämpfen. Die Mauern der Zitadelle hielten selbst den 21cm Mörsern stand. Am Morgen des 25.5. gelang es einem Infanteriegeschütz, eine Bresche zu schießen, Wie in vergangenen Zeiten erstiegen Pioniere und Schützen auf Leitern die 8 Meter hohe Mauerkrone mit Flammenwerfern und Stoßtruppgerät, während gleichzeitig eine Barrikadensperre in einem Toreingang gesprengt wurde. 350 Offiziere und Mannschaften ergaben sich. Die Batterie de la Crèche nördlich Boulogne konnte unter Nebelschutz am 23.5. nach kurzem Kampf durch Panzer und Kradschützen genommen werden.

Quelle: M.Dv. 903/2 "Fremde Marinen - Frankreich / Heft 2; 1.Marinebezirk Cherbourg" des Oberkommandos der Kriegsmarine vom 1. Januar 1940

Letzter Stand: 06.11.2016