Fort Kameke

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Das Fort Kameke wurde zwischen 1876 und 1879 in der Nähe der Ortschaft Woippy erbaut. Somit befand es sich zur Zeit seiner Erbauung etwa vier Kilometer nordwestlich der Stadtgrenze von Metz. Benannt wurde das Fort nach Generalleutnant Arnold Kameke, der von 1867 bis 1873 den Posten des Generals der Pioniere und Inspekteur der Festungstruppen inne hatte. Die Befestigungsanlage hat die Form einer Lünette mit gerader Kehlfront und entspricht in seinen wesentlichen Merkmalen dem Typ eines Biehler’schen Einheitsfort. Dennoch besitzt das Fort ausgesprochen interessante Details. Die ursprünglichen Eskarpenkaponnieren wurden zurückgebaut und durch Kontereskarpenkaponnieren ersetzt. Im Wall selbst befindet sich ein Kavalier nebst Pulverkammer. Die Besatzungsstärke betrug 220 Mann. Insgesamt hatte das Fort eine Bewaffnung von 20 Geschützen unterschiedlicher Kaliber. Als Besonderheit sind die beiden Gruson’schen Hartgusstürme für jeweils zwei 15 cm Ringkanonen zu erwähnen, die 1878 installiert wurden. Ab 1887 verstärkte man das ursprünglich gemauerte Fort durch Aufbringung einer Betonschicht von 1 – 1,50 m Stärke. Ebenfalls wird im Wall ein gepanzerter Beobachtungsstand mit einer Beobachtungsglocke Modell 87 installiert. Nach dem 1. Weltkrieg wird Lothringen wieder französisch und vom Militär als Fort Deroulede weitergenutzt. Heute ist das Fort im Besitz des Innenministeriums, das das Fort für den Katastrophenschutz nutzt, bzw. dort Fundmunition unterbringt. Obwohl es insgesamt recht gut erhalten ist, erforderte die neue Nutzung diverse Umbauten. Es ist nur selten mit einer Ausnahmegenehmigung zu besichtigen.

Eisernes Tor

Die Scharten vom Blockhaus

Blick in den Graben nach rechts

Blick in den Graben nach links

Das Eingangsportal

Blick in die Poterne

Fehlendes Namensschild über dem Portal

Herstellerkennzeichen der Panzertür

In einer Kasematte

In einer Kasematte

Moderne Umbauten

Flur im Fort

Infanterieausgang

Kommunikationsgang

Gewölbe einer Kasematte

Kommunikationsgang

Die Pulverkammer

Die Pulverkammer

Der Lichtgang um die Pulverkammer

Türdrücker

Grabenstreiche

Grabenstreiche

Der Sitz, mit dem der Beobachter hinaufgekurbelt wurde

Blick in den Wachturm

Munitionsaufzug

Munitionsaufzug Quelle: Reinhold Wagner "Grundriß der Fortifikation" 1872

Der Kavalier

Der Kavalier

Hohltraverse

Untertreteraum

Wachturm alte Art

Kaminöffnung

Die erfolgreiche Entwicklung und Nutzung des Hartgusseisens, ließen in Hermann Gruson die Idee reifen, seinen Hartguss militärisch auch für Panzerungen einzusetzen. 1869 wurden Beschussversuche auf einen Panzerstand aus Stahlhartguss durchgeführt, die eine nicht erwartete Widerstandfähigkeit zeigte. Nach diesem Erfolg bekam er vom preußischen Militär den Auftrag, nach vorgegebenen Maßen einen Panzerturm aus Hartguss herzustellen. Der Beschuss erfolgte im März 1873 und war allerdings, wie Gruson im Voraus befürchtete, nicht sehr erfolgreich. Von seinem Hartguss allerdings überzeugt, schlug er dem Militär die Herstellung eines zweiten Turmes auf eigene Kosten vor, wenn er selbst die Form und Dimension des Turmes festlegen durfte. Dem wurde zugestimmt. Gruson veränderte Panzerstärke und Turmform artilleristisch günstiger und der Hartgussturm überstand 1874 die Beschussversuche unbeschadet. Damit war die Brauchbarkeit des Hartguss für Panzerungen erwiesen und es folgten zahlreiche Bestellungen.

Als erstes Fort im Deutschen Reich überhaupt wird Fort Kameke mit zwei Gruson Hartgusstürmen mit Minimalschartenlafette und jeweils zwei 15 cm L/25 Ringkanonen ausgerüstet. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Türme Nr. 3 und 4. 1878 bekommt das Zwischenwerk IVb in Köln die Nr. 5 und die Forts IIIa und V in Ingolstadt ab 1880 die Türme 17 und 18. Die beiden Türme im Fort Kameke werden am 21. März 1879 im Beisein des Gouverneurs von Lothringen, Artillerieoffizieren und Ingenieuren der Fa. Gruson angeschossen. Die Ergebnisse sind sehr zufrieden stellend.

Zum besseren Verständnis wird die Schrift „Hartguss-Panzerungen und Minimalschartenlaffeten“ von Julius von Schütz 1890 zitiert:

 „Hartguss-Panzerthurm für zwei 15 cm Kanonen L 25 in Minimalscharten-Laffeten C 84/85.

Der auf Blatt II dargestellte Panzerthurm besteht aus einer Hartguss-Kuppel, welche auf einem schmiedeeisernen Unterbau montirt ist. Letzterer ist auf einem losen Rollenkranz ohne Mittelpivot drehbar und wird durch einen Vorpanzer aus Hartguss gegen die Wirkung der feindlichen Geschosse geschützt. Auf Blatt III bezeichnet A die Panzerkuppel. Dieselbe besteht auf Coquille gegossenen Hartgussplatten, welche zu einem Ringe zusammengestellt und durch eingelegte Dübel gegen Verschiebung gesichert sind, und einer schmiedeeisernen Decke. Die Hartguss-Kuppel ist auf einem schmiedeeisernen Unterbau C montirt, welcher aus T-Trägern und Blechen zusammengenietet ist. Letzterer ruht mit einer entsprechend geformten Rollbahn E’ auf den conischen Rollen a, deren Zapfen in einem Ring gelagert sind, welcher sie in dem richtigen Abstand von einander hält. Dieser Rollenkranz bewegt sich ohne Mittelpivot auf einer gusseisernen Rollbahn E, welche auf dem Mauerring befestigt ist. Der Vorpanzer H ist aus 9 Hartgussplatten zusammengesetzt und bildet einen Ring, dessen Aussenfläche zum grössten Theil mit einer Vorlage von Granit und Beton bedeckt ist.

Die Thurmdrehung.

Die Drehung der Panzerkuppel wird durch Handbetrieb mit Hülfe eines für 4 Mann eingerichteten Gangspills f bewirkt, dessen Drehung durch Zahnräder-Uebersetzung auf einen an der oberen Rollbahn E’ befestigten Zahnkranz g übertragen wird.

Um eine willkürliche Drehung des Thurmes beim Einzelfeuer zu verhindern, sind an dem Unterbau C Bremsen angebracht, bestehend aus Bremsschuhen h, welche durch Schraubenspindeln gegen einen an der unteren Rollbahnschiene E angegossenen Ring angepresst werden. Die Drehung der Schraubenspindeln wird durch Handräder h’ eingeleitet.

Die Laffeten.

Die beiden in dem Thurme befindlichen Laffeten sind Gruson'sche Minimalscharten-Laffeten C 84/85. Jede derselben besteht aus einem Blechmantel B’’ welcher auf dem Hauptträger des Unterbaues ruht und mit vertikalen Führungen versehen ist, in denen der Rahmen auf und nieder bewegt wird. Letzterer trägt den Obertheil der Laffete, in welchem das Rohr mit seinen Schildzapfen gelagert ist.

Höhenrichtung der Kanonen.

Die Höhenrichtung jeder Kanone wird durch Heben und Senken des Rahmens genommen, und zwar mit Hülfe eines in dem Mantel gelagerten hydraulischen Cylinders, dessen Kolben den Rahmen trägt. Das Rohr dreht sich dabei um die in der Schartenmitte gedachte Achse. Zum Betriebe der Hubcylinder dienen 2 Pumpwerke, welche neben den Laffeten angeordnet sind , auf Wunsch aber auch mit denselben combinirt werden können. Die Richtung wird von einem Zeiger auf einer Skala angezeigt, welche an der Aussenwand der Laffete angebracht ist.

Seitenrichtung der Kanonen.

Die Seitenrichtung wird, wie aus der Beschreibung hervorgeht, durch Drehung der ganzen Kuppel genommen und durch einen Zeiger auf einem im unteren Thurmraum angebrachten Theilring angezeigt. Zur feineren Einstellung der Geschütze wird mittelst des Handrades f’ ein Vorgelege mit grösserem Übersetzungs-Verhältniss eingeschaltet. Der Commandant steht beim Richten auf dem Podium L und visirt durch ein in der Decke angebrachtes Mannloch, welches zum Schutze gegen Shrapnelschüsse mit einem Deckel versehen ist. Letzterer wird vor dem Richten in die gezeichnete Lage gehoben und in derselben festgestellt. Das Visir ist an dem Rande des Mannloches, das Korn auf der Decke befestigt.

Munitionsförderung.

Die Förderung der Granaten und Kartuschen, welche sich in seitlichen Kasematten befinden, geschieht mittelst eines Aufzuges M. Die beiden Förderkörbe desselben sind an einer Kette befestigt, derart, dass der eine Korb sinkt während der andere sich hebt. Der Aufzug wird je nach Wunsch der betreffenden Regirung so angeordnet, dass er entweder in die äussere Ringgallerie, oder in den Geschützraum mündet.

Ventilation und Beleuchtung.

Die Ventilation und die Beleuchtung des Thurmes erfolgen durch die Scharten, das Mannloch und die Ringfuge zwischen Kuppel und Vorpanzer. Eine besondere Ventilationsvorrichtung ist nicht erforderlich, da die in den Thurm gelangende Rauchmenge im Verhältniss zur Grösse des Raumes nur gering ist, und da der natürliche Zug genügt, um den sich bildenden Rauch schnell zu entfernen.

Bedienung des Thurmes.

Die Bedienung des Thurmes erfordert im Ganzen, ausschliesslich der Reservenummern, 12 Mann. Dieselben vertheilen sich wie folgt:

  1. Der Commandant  1 Mann.

  2. Zur Bedienung der Geschütze 1 Unteroffizier und 4 Mann 5 Mann.

  3. Zur Munitionsförderung   2 Mann.

  4. Für die Thurmdrehung 4 Mann.

 Eine vollständige Umdrehung des Thurmes erfolgt durch 4 Mann in 1 Minute. Das Heben und Senken der Rohre kann mittelst des Handpumpwerks mit einer Geschwindigkeit von 3 Secunden für je 1 Grad bewirkt werden.“

Rechter Hartgusspanzerturm

Linker Hartgusspanzerturm

Der Turm im Querschnitt

Quelle: Überarbeitete Darstellung aus der D.V.E. Nr. 385

Der Turm im Querschnitt

Quelle: Constructions-Details der Kriegsbaukunst 1878

Die Schartenblenden

Quelle: Überarbeitete Darstellung aus der D.V.E. Nr. 385

Der Turm im Querschnitt

Quelle: Constructions-Details der Kriegsbaukunst 1878

Die Oberlafette

Quelle:  D.V.E. Nr. 385 von 1908

Die Unterlafette

Quelle:  D.V.E. Nr. 385 von 1908

Rolle des Turmdrehkranzes

Die Rollen der Unterlafette

Reste der Lafette

Reste der Oberlafette

Die Deckenplatte

Das Kommandantenpodest

Transportteller für Granaten im Munitionsfahrstuhl

Der Munitionsfahrstuhl mit dem Transportteller für Granaten

Pivotzapfen

Aufhängung für Rohrwischer

Letzter Stand: 19.12.2019