Fort Barchon

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Fort Barchon gehört zu den großen belgischen Festungen, die nach der Art von Brialmont gebaut wurden. Es befindet sich 8 Kilometer nordöstlich von Lüttich. Ende Juli 1888 begann man mit dem Bau des Forts. Seltsamerweise sind es aber nicht belgische Baufirmen, sondern französische (THICKET, LETELLIER und BARRATOUXS), die den Auftrag zum Bau der Festung bekommen. Über 4 Jahre arbeiten zwischen 300 bis 500 örtlich geworbene Arbeiter an der gesamten Anlage. Das Fort liegt auf einem 180 Meter hohen Hügelrücken auf acht Hektar Land, das der belgische Staat im März 1887 beschlagnahmte.

Die Lage auf dem Hügelrücken führte zu bautechnischen Problemen

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für die Wasserversorgung musste extra ein Tiefbrunnen angelegt werden,

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die Versorgung mit Baumaterial erfolgte über sehr schmale Strassen

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der Aushub des Grabens machte den Abtransport von 130000 qbm Erde und Steinen notwendig,

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die Bauten benötigten rund 52000 qbm Stampfbeton.

Betreten wird das Fort über die Poterne mit Wachlokal, die durch insgesamt vier Nahverteidigungsscharten geschützt wird. Ein Eisengitter verhindert den unmittelbaren Zutritt, eine Rollbrücke anschließend den weiteren Zugang zum Fort. Das Fort selbst wird durch einen beidseitig gemauerten Graben gesichert, der eine Höhe von 5 Meter erreicht. Der Kehlkaserne gegenüberliegend befinden sich in der Kontereskarpe Diensträume mit verschiedenen Funktionen. Hier waren z. B. Küchenräume und sanitäre Anlagen untergebracht, ein Umstand, der sich später unter Beschuss als extremer baulicher Mangel darstellte. Vom Eingang zur Kehlkaserne führt ein Hohlgang zu einer Treppe, über die man das Zentralmassiv erreicht. Von diesem Hohlgang gehen beidseitig Gänge ab, über die in der Kehlkaserne verschiedene Räume erreicht werden. Über das Zentralmassiv wird mittels unterirdischem Gang die doppelte Grabenstreiche in der Spitze erreicht.

Quelle: Denkschrift über die belgische Landesbefestigung (OKH 1941)

Fort Barchon im Jahre 1914

Quelle: Denkschrift über die belgische Landesbefestigung (OKH 1941)

Fort Barchon im Jahre 1940

Die Geschichte von Fort Barchon kann in drei Abschnitte unterteilt werden. Im ersten Abschnitt bis 1914 bildete es mit den 11 anderen Forts den Lütticher Festungsring, um die Stadt vor einem deutschen Angriff zu schützen. Hier wird Barchon am 05.08.1914 für sechs Stunden durch deutsche Feldartillerie beschossen, wobei die Schäden nur unwesentlich sind. Da die deutschen Batterien nicht erkannt werden, feuerte Barchon auf vermutete Positionen. In der Nacht vom 5. auf den 6. August 1914 versucht ein Bataillon der 27. Brigade Fort Barchon im Handstreich zu nehmen. Es erreicht zwar den Graben, wird aber von den 57mm Türmen unter Feuer genommen und muss sich daraufhin unter Verlusten wieder zurückziehen. Nach diesem gescheiterten Angriff wird Barchon durch 21cm Haubitzen Fußartillerie-Rgt. Nr. 4 unter Beschuss genommen, wobei es im Fort acht Gefallene und 15 Verwundete gibt. Fortkommandant HANNEFSTINGELS bittet um Verstärkung, die ihm aber nicht bewilligt wird. Der 6. August bringt keine Besserung der Lage. Im Gegenteil, ein heftiger Regen lässt Wasser in die Risse der Beschussschäden sickern, so dass mittels Handpumpen Wasser geschöpft werden muss. Eine Untersuchung stellt am gesamten Fort erhebliche Schäden fest. Melder überbringen am 7. August die Nachricht in das Fort, das Barchon inzwischen isoliert ist, die Deutschen zwischen den Forts durchgebrochen und Lüttich eingenommen haben. Der belgische General Leman hatte sich in das Fort Loncin zurückgezogen, während sich die belgische Armee über die Maas zurückgezogen hatte. Am Vormittag des 8. August beginnt die deutsche Beschießung wieder. Gegen Mittag hört der Beschuss auf und ein Parlamentär fordert das Fort zur Übergabe auf. Jedoch entscheiden sich die belgischen Offiziere den Kampf fortzusetzen. Die erneut aufgenommene Beschießung durch schwere Kaliber lässt die Türme des Forts nacheinander ausfallen und beschädigt den Beton heftig. Die Moral im Inneren des Forts sinkt, zumal die Atmung durch die Schussgase zunehmend erschwert wird. Gegen 15.30 Uhr kapituliert Fort Barchon und wird Oberst Bober vom 16. Regiment übergeben.

Im zweiten Abschnitt, während der deutschen Besetzung von 1914 – 1918, wurde seine strategische Wichtigkeit erkannt und verschiedene Umbauten und Verbesserungen durchgeführt. Diese Modifikationen betrafen den Eingang zum Fort, den Infanterieausgang auf dem Zentralmassiv, den Schutz der Fenster u.a.

Im dritten Abschnitt ab 1928 wurde Barchon rearmiert und verstärkt, damit es erneut in den aktiven Dienst übernommen werden konnte. Da man bei Lüttich nur die Ostfront in Verteidigungszustand versetzen wollte, wurden die Forts ostwärts der Maas, Barchon, Evegneè, Flèron, Chaudfontaine, Embourg und Boncelles sowie die zwei unmittelbar der Maas gelegenen Forts Pontisse und Flèmalle erneuert. Von den übrigen vier Forts blieb Fort Loncin, das 1914 durch einen Volltreffer in die Munitionsräume ganz zerstört war, als Ruine bestehen, während die drei anderen Liers, Lantin und Hollogne zwar ausgebessert, aber nur als Munitionslager ausgenutzt wurden.

Die Modernisierung des Forts Barchon erfolgte in der Weise, dass

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die Drehtürme für je ein 210mm Haubitze eine 150mm Kanone erhielten

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die Drehtürme für zwei 150mm Kanonen für Granatwerfer und MG oder nur für Granatwerfer umgebaut wurden

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die Drehtürme für eine 120mm Kanone mit zwei 105mm Kanonen bestückt wurden

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die 57mm Verschwindtürme einen Eisenbetonmantel und eine Bestückung mit kurzen 75mm Geschützen erhielten

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die Scharten der 57mm Kanonen in den Grabenstreichen und der Eingangsverteidigung für den Einsatz von MG umgebaut wurden

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die großen Fenster der inneren Kehlkaserne bis auf kleine, verschließbare Entlüftungsöffnungen zubetoniert wurden.

So wurde die Anzahl der Geschütze verringert und größere Schussweiten erzielt, aber man ließ die nicht mehr zeitgemäße Zusammenballung einer größeren Anzahl von Panzertürmen auf engem Raum bestehen.

Die durch Neubauten entbehrlich gewordenen Räume des Batterieblocks verfüllte man teilweise, um den Türmen und dem Untergeschoss eine größere Sicherheit zu geben. Der Ausgang auf die Fortdecke erhielt durch einen Vorbau eine gebrochene Führung, um die Luftdruckwirkung von Granaten auf die Fortdecke vom Inneren des Batterieblocks fernzuhalten.

Ferner wurde durch Unterfahren des bestehenden Bauwerkes ein Untergeschoss angelegt, das durch den Haupthohlgang von der inneren Kehlkaserne aus zu erreichen war. Von hier aus führten Fahrstühle und Steigleitern unmittelbar zu den Türmen. Die Gänge des oberen Stockwerkes waren nur noch notwendig, um zu dem Ausgang auf die Werkdecke zu gelangen.

Die Hohlräume und Hohlgänge wurden durch Einbau von Luftdrucktüren und Gastüren voneinander getrennt. Das ganze Belüftungssystem musste neu gestaltet werden. Unter dem Hauptgang der Kaserne wurde ein neuer, durch Fahrstühle, Luftschächte und Treppen mit ihr verbundener Hohlgang angelegt. Von diesem Gang führte ein neuer tiefer Stollen unter dem Graben hindurch zu der 400 Meter entfernten neuen Belüftungsanlage. An den Stollen schlossen sich mehrere Munitionsräume an, da hieran großer Mangel herrschte.

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges bedeuteten für Barchon wiederum Kämpfe, in Folge dessen es von schwerer Artillerie und Stukas angegriffen wurde. Erst am 18. Mai 1940 musste es erneut kapitulieren. Die Wehrmacht scheint an der Anlage kein großes Interesse gehabt zu haben. Bis auf die Entfernung der verzinkten Stahlbleche musste das Fort nicht weiter leiden. Erst nach dem 2. Weltkrieg wurde es auch seiner restlichen Stahleinbauten beraubt. Fast alle Panzertürme wurden ausgebaut und verschrottet. Die belgische Armee nutzte es ebenfalls nicht mehr. Heute ist Fort Barchon touristisch hergerichtet und von April bis November jeden zweiten Sonntag des Monats ab 14.00 Uhr zu besichtigen.

Der Kampf um Barchon im 2. Weltkrieg.

Zufahrt

Zugangspoterne

Brieftaubenverschlag

Kehlkaponniere

Der Graben

Schaden im Graben

Die Spitzenkaponniere

Verteidigungsscharte für lMG

Geschützbrunnen

Geschützbrunnen

Geschützturm

Panzerbeobachter

MG-Scharte der Poterne

Wandbeschriftung

Gefechtsgang

Gefechtsgang

Unterkunftskasematte

Fundamente im Maschinenraum

Treppe zum Untergeschoß

Zentrale Galerie

Gefechtsgang im Untergeschoß

Munitionskammer

Im Panzerturm

Behälter für Bereitschaftsmunition

Gegengewicht des versenkbaren Geschützturms

Pivot des Geschützes

Der Lüftungsturm

Zugang zum Lüftungsturm

 

Letzter Stand: 18.07.2017