Zitadelle Spandau

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Im Jahre 1197 wird der Name "Spandow" erstmals in einer Urkunde erwähnt. 1232 erhält der am Zusammenfluss von Havel und Spree liegende Ort die Stadtrechte. An dieser strategisch wichtigen Stelle, die nicht nur den Übergang über die Havel, sondern auch die Fernhandelswege nach Polen kontrollierte, befand sich auf dem Areal der heutigen Zitadelle eine slawische Burganlage. Diese Anlage wurde von Markgraf Albrecht, genannt der Bär, zu einer Befestigung erweitert. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts war diese Burg der bevorzugte Wohn- und Regierungssitz der brandenburgischen Markgrafen, bis Kurfürst Friedrich II. den Regierungssitz in die neu entstandene Residenz Berlin verlegte.

Die Entwicklung neuer Angriffswaffen, insbesondere der Artillerie, war im 16. Jahrhundert soweit fortgeschritten, dass auch die brandenburgischen Kurfürsten gezwungen waren, die Befestigungsanlage zu modernisieren. Mit Hilfe italienischer Festungsbaumeister wurden in Brandenburg drei neue Festungsanlagen errichtet. Der Markgraf Johann erbaute am Zusammenfluss von Oder und Warthe die Festung Küstrin und in der Nähe von Cottbus die Festung Peitz. Sein Bruder, der Kurfürst Joachim II., errichtete auf den Grundmauern der schon vorhandenen Spandauer Burganlage die Festung Spandau. Die Bauausführung wurde italienischen Ingenieuren übertragen. Sie brachten Erfahrungen und Techniken aus Italien nach Brandenburg, die es den Kurfürsten erlaubten die modernsten Festungen der damaligen Zeit zu bauen.

In der Zeit von 1559 bis 1590 ist unter den italienischen Festungsbaumeistern Christoph Römer (bis 1562), Franciskus Chiaramella de Gandino (bis 1578) und Rochus Guerini Graf zu Lynar (bis 1590) die Zitadelle Spandau entstanden. Bereits 1580 waren 24 Mann und 25 Kanonen auf der noch nicht kompletten Anlage im Dienst. Die alte Burganlage wurde abgebrochen und mit dem Trümmerschutt das Terrain befestigt. Nur der Juliusturm und der Palas blieben erhalten und wurden in die neue Festung mit einbezogen. Die Zitadelle Spandau ist eine vollkommen symmetrische Festung mit vier Bastionen die durch Kurtinen miteinander verbunden sind. In ihrer Bauform entsprach sie der Idealvorstellung einer Festung in der damaligen Zeit. Die Bastionen sind durch Kasematten unter den Wällen mit einander verbunden. Durch die sich einander deckenden Bastionen boten sie einem Angreifer keinen toten Winkel. Ein doppelter Wassergraben sicherte die Festung zusätzlich. Mehr als 100 Geschütze sollten die Anlage, die im neuitalienischen Festungsbaustil errichtet wurde, uneinnehmbar machen.

Lange Zeit diente die Zitadelle Spandau dem Schutz der Residenzstadt Berlin und war gleichzeitig Zufluchtsort für den dort residierenden Hof. Von 1631 bis 1633, während des Dreißigjährigen Krieges, stand die Zitadelle unter schwedischer Besatzung. Der in Lützen gefallene Schwedenkönig Gustav Adolf wurde über Spandau zur Beisetzung in seine Heimat geführt.

In den drei Schlesischen Kriegen gewährte die Zitadelle Spandau mehrmals dem königlichen Hof aus Berlin ihren Schutz. 1753 ließ König Friedrich II. im Schutz der Festung Spandau, auf den Staakener Feldern, sein größtes Manöver abhalten. Bei seinem Tod im Jahr 1786 standen 88 Geschütze auf der Festung.

1806 kam es zur kampflosen Übergabe der Zitadelle an die Truppen Napoleons. Spandau blieb, mit Unterbrechungen, bis 1813 unter französischer Besatzung. Erst im April 1813, nach der Niederlage Napoleons in Russland, wurde Spandau von russischen und preußischen Truppen nach heftigem Kampf befreit. Durch die intensive Beschießung explodierte das Magazin, die Südkurtine und die Bastion Königin in die Luft, so dass die Franzosen kapitulieren mussten. Die Instandsetzung der Festung Spandau dauerte bis zum Jahr 1838.

Nach den Befreiungskriegen bekam die Zitadelle Spandau eine neue Rolle. Bereits 1722 war in ihrem Schutz die erste Preußische Gewehrmanufaktur errichtet worden. 1817 kam das Königliche Feuerwerkslaboratorium und 1834 die Königliche Pulverfabrik hinzu. Aus Berlin siedelten die Königliche Geschützgießerei und die Artilleriewerkstatt nach Spandau über.

1873 kam ein Teil der Reparationszahlungen, die Frankreich an das Deutsche Reich zu zahlen hatte, auf die Zitadelle und wurde im Juliusturm aufbewahrt. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges blieben die 120 Millionen Mark in gemünztem Gold in Spandau. Nach dem deutsch – französischen Krieg hatte die Festung Spandau für die Verteidigung des Reiches an Bedeutung verloren. Sie diente nur noch zum Schutz der Rüstungsbetriebe, in denen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges mehr als 70 000 Menschen arbeiteten.

Das Ende des 1. Weltkrieges und die Niederlage des Deutschen Reiches im Jahr 1918 brachte auch bedeutende Veränderungen für die Spandauer Rüstungsindustrie. Der Vertrag von Versailles bestimmte, dass die Königlichen Institute demontiert und die verbleibenden Fabrikanlagen auf die Produktion von zivilen Gütern umgestellt werden mussten. Erst mit der Wiederbewaffnung des Deutschen Reiches, ab 1935, bekam die Zitadelle Spandau abermals eine militärische Funktion. Die gesamte Anlage diente der Wehrmacht als zentrales "Heeres-Gasschutzlaboratorium". Alle vorhandenen Gebäude einschließlich der Kasematten wurden in Versuchslaboratorien und Werkstätten umgebaut, daneben sind zusätzliche Gebäude errichtet worden. In diesen Laboratorien sind an der Entwicklung chemischer Kampfstoffe und deren Abwehr gearbeitet worden. Das Ende des Zweiten Weltkrieges überstand die Zitadelle Spandau relativ unbeschädigt. Die Besatzung des Volkssturmes hatte sich den russischen Truppen kampflos ergeben.

Seit 1978 ist die Zitadelle Spandau umfangreich restauriert worden. Die Einbauten aus der Zeit des Dritten Reichs sind zum großen Teil beseitigt. Heute befindet sich im ehemaligen "Neuen Zeughaus" auf der Zitadelle Spandau das "Stadtgeschichtliche Museum Spandau". In dem unteren Raum wird die Geschichte der Stadt Spandau dargestellt, während in der oberen Etage wechselnde Ausstellungen stattfinden. Im Kommandantenhaus der Festung ist die Geschichte der Zitadelle Spandau und der Stadtbefestigung zu sehen und im ehemaligen Exerzierhaus ist die Artilleriesammlung aufgestellt. Mit mehr als 60 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschützen ist diese Sammlung die größte in der Bundesrepublik.

Aufgeschütteter Damm als Zufahrt zur Zitadelle

Das Kommandantenhaus

Bastion König mit Kanonen- und Gewehrscharten

Zurückgezogene Flanke der Bastion König

Das Kurbrandenburgische Wappen

In der Poterne

Juliusturm mit dem Palas

Der Juliusturm

Aufgang im Juliusturm

Die Tresortür des Juliusturms

Scharte im Juliusturm

Im Juliusturm

Der Juliusturm von der Bastion König gesehen

Der Juliusturm und das Offiziantenhaus

Bastion Königin

Bastion Königin

Bastion Kronprinz

Kurtine zwischen Bastion König und Kronprinz

Der Kanonenturm auf der Bastion Kronprinz

Zugang zum Kanonenturm

Die italienischen Höfe

Die italienischen Höfe

Bootshafen

Bootshafen

Kanonengang zur Bastion Brandenburg

Bastion Brandenburg

Alte Kaserne

Das Zeughaus

Reste des alten Magazins

Palas

Die Festung Spandow nebst deren Außenwerke und den Festungs-Rayons 1840/43

Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin

Letzter Stand: 13.05.2018